So verdirbt man sich den Magen
Dass viele Köche den Brei verderben, kann so nicht gesagt werden, wirklich nicht. In Spitzenrestaurants arbeiten ganze Heerscharen von Köchen gemeinsam daran, das bestmögliche Ergebnis auf den Teller zu bringen. Und was soll man sagen: Sie schaffen es. Sie haben ein Ziel, sie haben ein Rezept und zumindest einer von ihnen hat eine Vision, nämlich wie man mit den altbekannten Ingredienzien etwas ganz Neues schafft.
Und es funktioniert. Die neuen Gerichte schmecken zwar nicht jedem, und die Traditionalisten sehen die Welt untergehen. Aber jedes neue Rezept bringt die gesamte Gastronomie weiter, mehrt den Ruhm der Köche und verhindert Stillstand.
Wenn sich alle ihrer Aufgaben bewusst sind, wenn das Ziel klar ist, dann funktioniert das Teamwork in der Küche, doch wehe, wenn Dilettanten den Platz am Herd erobern, wenn sich Egomanen eine Schlacht mit dem Kochlöffel liefern, und schon bevor das Fett in der Pfanne flüssig wird das Endergebnis für sich beanspruchen. Was dann passiert, machen uns die Wirtschaftspolitiker und Interessenvertreter im Lande vor.
Dann ist das Ergebnis, das sich der hungrige Gast erwarten darf, im besten Falle belanglos. Nichts, an das man sich erinnert, nichts, das satt macht. Aber auch nichts, das an der gegenwärtigen Situation etwas ändert. Der Stillstand, um wieder auf die wirtschaftspolitische Ebene zu gelangen, wird prolongiert. Und aus Stillstand wird über kurz oder lag Abstieg, wie die Bewertungen und Rankings der wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute im Ländervergleich belegen.
Den schon präsentierten Standort-Rezepten hat nun auch die österreichische Arbeiterkammer das ihre hinzugefügt. Sie sieht das Heil in einer Staatsreform: Die Bundesländer sollen sich um die Verwaltung der Region kümmern, der Bund die Gesetze machen. Aber man bleibt auf halbem Weg stecken. Auf keinen Fall wolle er die Bundesländer abschaffen, kalmiert AK-Direktor Werner Muhm. Auch sonst bleibt das AK-Gericht schal: Das System der sozialen Sicherheit und das Bildungssystem seien zu verbessern sowie Vermögen gerechter zu verteilen, dann werde alles gut. Das ist ein Rezept, das uns keine neuen Impulse gibt. Das kann auch der unbedarfte Gast beurteilen und wird es nicht bestellen. Solange nicht die ganze Küchenbrigade Schritt für Schritt festgelegt hat, wie ein neues Rezept umzusetzen ist, bleibt das Gericht ungenießbar und liegt uns wie ein Stein im Magen. So schwer, dass wir garantiert noch Krämpfe bekommen.
Solange die Köche ein neues Rezept nicht gemeinsam umsetzen, bleibt das Gericht ungenießbar.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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