Die Milchverarbeiter haben kein Verständnis für den Bundeskanzler

Markt / 17.09.2015 • 22:16 Uhr

Der Preisverfall bei Milch und Milchprodukten steht bei Tagung im Mittelpunkt.

Feldkirch. (VN-sca) Verdient wird von den österreichischen Milchverarbeitern schon seit Jahren nicht mehr viel, stellt die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) im Vorfeld ihres jährlichen Treffens fest. Außerdem zahlen, so Helmut Petschar, Chef der Kärntner Milch und Präsident der Vereinigung, die österreichischen Betriebe nach wie vor mehr als zum Beispiel die deutschen Nachbarn, das zehre fast schon existenziell am Betriebsergebnis. Trotz dieser Anstrengungen sehe die Lage auch für die Milchbauern dramatisch aus. Die Erzeugerpreise sind in den ersten sieben Monaten 2015 mit durchschnittlich 37,78 Cent/kg um 16,7 Prozent unter dem Wert des Vorjahres (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen, ab Hof, brutto) gelegen.

Ende der Quote

Das Ende der Quotenregelung in der Milchproduktion im heurigen Frühjahr, die bis dahin dafür sorgte, dass der Milchsee in Europa nicht zu groß wird, hat in Österreich nur zu einem geringen Anstieg der produzierten Menge geführt, berichtet Petschar. Allerdings leiden auch die Österreicher unter dem russischen Importembargo und der schwachen Nachfrage in China, berichtet der Milchverarbeiter-Präsident vor Journalisten und anschließend vor seinen Kollegen, die am Donnerstag und heute, Freitag, im Montforthaus tagen. Gesprächsstoff gab es schon aus den genannten Gründen genug. 

Dazu komme aber, und das verschärfe die Dramatik bei den Milchbauern, dass Konsumentenschützer und zuletzt auch Bundeskanzler Werner Faymann mit nicht zutreffenden Vergleichen die Preise im Lebensmittelhandel als zu hoch bezeichnen und der milcherzeugenden Landwirtschaft in den Rücken fallen. „Wir haben in Österreich eine viel höhere Qualität als andere Länder“, betont Petschar. Er erinnert die Politik zudem an den hohen Exportanteil der Milchwirtschaft und die Arbeitsplätze. Dass seine Klagen durchaus nicht grundlos sind, unterlegt er mit Zahlen: „Heuer werden wieder 1000 Milchbauern ihren Betrieb einstellen“, dann bleiben noch 31.900 Milchbauern übrig, die durchschnittlich 17 Kühe im Stall stehen haben.

Mehr Käseexport

Gastgeber Raimund Wachter, Chef der Vorarlberg Milch, bekommt die schwierige wirtschaftliche Lage im Lebensmittelsektor auch zu spüren, dennoch kann er mit besseren Nachrichten aufwarten. Die Konsumenten schätzen die Bemühungen der Vorarlberger Milchlieferanten. „In den Bereichen, in denen wir Anbieter sind, sind wir Marktführer, wir konnten weiter zulegen.“ In Zukunft will die Vorarlberg Milch auch den Export forcieren. Das Ziel ist eine Exportquote bei Käse von 50 Prozent, und das im hochpreisigen Segment. Auf Preiskämpfe will man sich gar nicht erst einlassen.

Mit unserer kompromisslosen Qualitätspolitik können wir die Kunden im Land überzeugen.

Raimund Wachter, Vorarlberg Milch