794 Millionen und ein paar offene Rechnungen

Markt / 25.11.2015 • 22:37 Uhr
Michael Doppelmayr. Foto: VN
Michael Doppelmayr. Foto: VN

Doppelmayr nach Rekordjahr mit abrechnungsbedingtem Umsatzrückgang.

Wolfurt. (VN-reh) 83 Seilbahnprojekte hat der Wolfurter Weltmarktführer Doppelmayr im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 weltweit realisiert. Darunter zahlreiche Weltneuheiten und Rekorde. Eine Kabine in Titlis (CH), die sich um die eigene Achse dreht, die Padratschbahn in Ischgl, bei der ein Laufrollengenerator während der Fahrt die Kabinen mit Strom versorgt, oder das größte urbane Seilbahnnetz der Welt im bolivianischen La Paz. Hier gibt es bereits einen Folgeauftrag für sechs neue Seilbahnlinien, die bis 2019 realisiert werden sollen.

Allerdings verzeichnete Doppelmayr im Geschäftsjahr 2014/15 einen Umsatz-Rückgang um 7,5 Prozent auf 794 Millionen Euro. Das sei allerdings kein Grund zur Beunruhigung, sagen die beiden Vorstände Michael Doppelmayr und Hanno Ulmer. Denn das Minus resultiere daraus, dass viele Projekte zum Bilanzstichtag noch nicht abrechenbar waren. Gezahlt wird nämlich erst, wenn die Bahn läuft bzw. oft auch erst nach einem Jahr in Betrieb. Dieses Volumen beziffert Finanzvorstand Ulmer mit etwa 160 Millionen Euro.

Niveau von 2012/13

Neben den vielen noch nicht fertiggestellten Projekten kommt noch hinzu, dass das letzte Geschäftsjahr 2013/14 wegen Großabrechnungen wie in Sotschi (der Abrechnungsumfang belief sich auf rund 200 Millionen Euro) ein absolutes Rekordjahr war. Mit den 794 Millionen steht man nun auf dem Niveau von 2012/13. Insgesamt habe man über die letzten zwölf Jahre ein Umsatzplus von 90 Prozent erzielt. Das EGT – das Ergebnis vor Steuern – sank von 89,9 auf 58,1 Millionen Euro. Grund, so Ulmer, sei, dass bei angefangenen Arbeiten keine Margen realisiert werden dürfen. Dazu kamen Währungseffekte die „weh taten“. Für das Geschäftsjahr 2015/16 erwartet sich Doppelmayr wieder steigende Umsätze und ein leicht verbessertes Ergebnis. Beim Blick auf die Landkarte ist und bleibt Österreich der bedeutendste Einzelmarkt für den Seilbahnhersteller. Auch weil die Seilbahner im Land viel in Komfort und Skigebietsverbindungen investieren. Kanada und die USA erzielten mit über 25 Prozent aufgrund zweier Großprojekte, die abgerechnet wurden, den vierfachen Umsatzanteil des Vorjahres.

Indes ging der Anteil von Russland bzw. den GUS-Staaten wegen des Abschlusses der Projekte in Sotschi von vormals über 20 Prozent auf nunmehr weniger als sechs Prozent zurück.

Winter bleibt Hauptmarkt

70 Prozent des gesamten Umsatzes werden immer noch im Wintersportbereich erzielt. Ein Segment, das sich laut Michael Doppelmayr auch in Zukunft weiterentwickeln wird. Von Moskau bis zur japanischen Grenze sehe man einen Wachstumsmarkt. In China, wo die Olympischen Winterspiele in Peking 2022 stattfinden, gebe es zwar noch keine Entscheidung, wie viele Seilbahnen gebaut werden. Aber man hoffe, dass im Zuge dessen viele Chinesen Gefallen am Skifahren finden. Auch in Nordamerika werde derzeit viel gebaut. Generell sei im Wintergeschäft die Rendite auch noch wesentlich höher als etwa bei Seilbahnen im urbanen Raum.

Urbane Bahnen nicht in Europa

Im urbanen Segment liegt das Hauptgeschäft von Doppelmayr in Südamerika. Neben Bolivien und Venezuela interessieren sich auch immer mehr andere Länder dort für innerstädtische Seilbahnen. Dass es solche Netze in naher Zukunft auch in Europas Städten gibt, ist jedoch kaum realistisch. In Südamerika sei die Bewilligungssituation eine ganz andere. In Europa dauere das noch, derweil sei man „missionarisch“ unterwegs.

Vorstand Hanno Ulmer. Foto: VN
Vorstand Hanno Ulmer. Foto: VN
Die Pendelbahn am Titlis in der Schweiz.  Foto: Doppelmayr
Die Pendelbahn am Titlis in der Schweiz. Foto: Doppelmayr

Fakten

Doppelmayr Geschäftsjahr 2014/15 (1.4-31-3.)

» Bilanzsumme: 1,53 Mrd. Euro

Umsatz: 794 Mill. Euro (- 7,5%)

» Kassenbestand/Bankguthaben: 442,3 Mill. Euro (+ 12,2%)

» Eigenkapital: 845,7 Mill. Euro (+ 10%)

» Betriebsergebnis: 63,5 Mill. Euro (- 24,6%)

» EGT: 58,1 Mill. Euro (- 35,2%)

» Mitarbeiter weltweit: 2546
(+ 3,8%)