“Mit Industrie 4.0 die Zukunft vorhersehen”

Markt / 03.12.2015 • 20:45 Uhr
asdf Foto: ???
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Industrie 4.0 bietet nicht nur der Industrie Chancen, sagt Ralf Günthner. 

Dornbirn. (VN-sca) „Head of Industrial Internet of Things & Industry 4.0“. So beeindruckend klingt also ein Job, wenn er sich intensiv mit unserer Zukunft beschäftigt. Ausgebildet wurde Ralf Günthner, der Inhaber dieses Titels und der dazugehörigen Kaderstelle bei Swisscom Enterprise Customers, ganz klassisch zum Maschinenbauingenieur und auch sein Berufsweg führte ihn in klassische Industrieproduktionen, bevor er über seine Stelle bei SAP Einblick in die IT und in große Unternehmen bekam.

Schwellenangst abbauen

Günthner hat jetzt mit seiner Aufgabe bei der Swisscom, nämlich Firmen auf dem Weg in die digitale Zukunft zu begleiten, auch eine Mission. Und die führte ihn auch nach Vorarlberg, wo er auf Einladung von Wirtschaftskammer-Vizepräsident Josef Rupp seine Botschaft verkündete. Er predigt nicht, aber er nimmt Unternehmen die Schwellenangst vor dem, was als „Industrie 4.0“ von vielen als Chance, von vielen anderen aber als Bedrohung ihres Geschäftsmodells bzw. ihrer Existenz betrachtet wird.

Er zeigt, wie niedrig die Schwelle zum „Internet of Things“ bereits geworden ist und wie man mit kleinen Investitionen bereits binnen kurzer Zeit Ergebnisse generieren kann. Weil mit dem Smartphone vieles anders geworden ist und die früher teuren Sensoren heute günstig zu bekommen sind, kann man ganz preiswert beginnen mit der Optimierung der Abläufe im Betrieb, so Günthner im Gespräch mit den VN. Auch die Speicherung der Daten, die früher ein Vermögen kostete, sei heute dank der Cloud, der Datenwolke also, für ein Butterbrot zu haben. „Das kostet heute nichts mehr“, stellt er fest. 

Aus den vielen Daten, die von den Sensoren geliefert werden, kann das Unternehmen Schlüsse ziehen – etwa wie die Produktion optimiert werden kann. Oder wann es zu Betriebsausfällen kommen würde. „Würde“ deshalb, weil die Maschinen nicht mehr ausfallen, wenn man weiß, wo technisches Ungemach lauert. „Predictive Maintenance“ sagt dazu, wer auch in der Fachsprache auf dem neuesten Stand sein will. Mit diesem Wissen lassen sich Geschäftsrisiken und Betriebskosten nachhaltig minimieren. 

Kein Arbeitsplatzkiller

Für die meisten Firmen ist der Einstieg in die neuen Technologien, in das „Internet of Things“, ein Gebot der Stunde. „Diejenigen Unternehmen werden aus dem grundlegenden Wandel als Gewinner hervorgehen, die es am besten und am schnellsten schaffen, aus den über die ganze Wertschöpfungskette anfallenden Daten Mehrwerte zu generieren“, sagt der Experte und nennt auch Beispiele für neue Geschäftsmodelle. „Es wird für Heizungshersteller in Zukunft nicht mehr so wichtig sein, Heizungen zu verkaufen“, nennt Günthner ein Beispiel, „sondern sie werden die Wärme als Paket verkaufen.“ Eine Idee, die z. B. auch der Dornbirner Leuchtenhersteller Zumtobel verfolgt, wenn er an Kommunen nicht die Straßenleuchten verkauft, sondern für Licht sorgt, indem er die Geräte stellt und das Service übernimmt. Dass Arbeitsplätze verschwinden, glaubt der Swisscom-Manager nicht. Klar werde es in einigen Bereichen zu mehr Automatisierung kommen, aber die Geschäftsmodelle werden, davon ist er überzeugt, neue Jobs schaffen. Und auch die Kostenstruktur werde entscheidend besser und eröffne kleinen Unternehmen ganz neue Möglichkeiten.

Change-Management

Es gelte aber, den Mitarbeitern die Angst zu nehmen, ein Change-Management zu implementieren und möglichst viel Informationen zu geben. Dann „braucht niemand Angst vor der Zukunft zu haben“. Die Zuhörer in Dornbirn hat Günthner jedenfalls überzeugt.

Sensoren und Speichermedien kosten heutzutage nichts mehr. Das ist eine Chance auch für KMU.

Ralf Günthner