Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Richtiger Job für gleichen Lohn

Markt / 09.12.2015 • 22:24 Uhr

In Vorarlberg werden Frauen, so die neuesten Zahlen zur Einkommenssituation, besonders schlecht bezahlt für ihre Arbeit. Das zeigt die Auswertung von Löhnen durch die Statistik Austria. Man müsste meinen, das ist nun die Statistik, die tatsächlich relevant ist. Oder auch nicht.

Die Statistik Austria – das ist unbestritten – kann auf das beste Zahlenmaterial zurückgreifen. Sie hat 9,8 Millionen Lohnzettel von 6,7 Millionen Österreicherinnen und Österreichern ausgewertet. Daraus können auch Schlüsse gezogen werden, die wieder einmal zeigen, dass Frauen viel weniger als Männer verdienen. Und doch zeigen die nackten Zahlen nicht die nackte Wahrheit.

Trotz größter Bemühungen, sogenannte Männerjobs auch Frauen schmackhaft zu machen, haben von knapp 40.000 Mädchen, die 2014 mit einer Lehre begonnen haben, lediglich 850 einen technischen Beruf gewählt, aber 15.000 eine Ausbildung im Handel bzw. im Büro begonnen, 4000 entschieden sich für eine Friseurlehre. Nicht, dass diese Berufe unattraktiv wären, aber in der Einkommensstatistik sind sie nun mal nicht ganz vorne zu finden. Dafür bieten sie besonders viele Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit. Wie viel man in welchem Beruf verdient: Dafür reicht eine Recherche im Internet oder ein Gespräch mit der Berufsberaterin. Vielleicht könnten aber schon Eltern und Lehrpersonen einiges bewirken, wenn sie auf die Berufseinsteigerinnen einwirken.

Frauen in der Führungsetage sind nach wie vor selten, auch das ist nicht zu leugnen. Doch mit einer Quote ist niemandem geholfen. Wer einen Quotenplatz innehat und nicht aufgrund der fachlichen und vielleicht auch karrieretechnischen Stärken an die Unternehmensspitze gelangt ist, wird dort nicht erfolgreich agieren, nicht für das Unternehmen und nicht für das eigene Selbstverständnis. Und vielleicht ist es den vielen hochqualifizierten Frauen (immerhin zählen die Unis inzwischen mehr weibliche als männliche Studierende) wichtiger, wenn die Work-Life-Balance stimmt.

Sicher ist, dass Frauen, die in Führungspositionen sind, nicht weniger verdienen als ihre männliche Kollegen. Das gilt auch für Berufe, in denen Männer und Frauen die gleiche Arbeit leisten. Und das Lohngefälle zwischen den oben genannten Frauenberufen und technischen Berufen wird sich nicht ausgleichen lassen. Das liegt am Beruf, nicht am Geschlecht.

Sicher: Es gibt Verbesserungspotenzial im gegenderten Berufsleben.  Doch die allmonatlichen Untersuchungen, die Äpfel mit Birnen vergleichen, sind nicht dazu angetan, die Situation zu verändern.

Wie viel man in welchem Beruf verdient: Dafür reicht eine Recherche im Internet.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862