Zumtobel-Licht wirft Schatten

Langjähriger Dornbirner Werkleiter wirft das Handtuch, Zittern um Arbeitsplätze in Deutschland.
Dornbirn. (VN-sca) Erst vor Kurzem hat der börsennotierte Dornbirner Lichtkonzern Zumtobel nach unten revidiert. Die Kosteneinsparungsziele im Vertrieb und der Produktion konnten noch nicht erreicht werden, außerdem fehlt die Dynamik im Leuchtengeschäft und auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung seien höher als geplant, begründete vergangene Woche Zumtobel-CEO Ulrich Schumacher das Ergebnis. Dazu komme der Preisdruck sowie negative Währungseffekte.
Die Bremse gezogen
Doch auch die Mitarbeiter wollen nicht immer so wie der Chef. Im kleinen Kreis beklagt sich Schumacher schon einmal darüber, dass nicht alle bereit sind, das Tempo zu halten, das er vorgibt. Die Bremse gezogen hat jetzt auch einer der wichtigsten Manager im Lichtkonzern. Der Bregenzerwälder Thomas Bischof (47), bislang Executive Vice President Business Division Zumtobel und für die Produktion in Vorarlberg verantwortlich, verlässt nach 26 Jahren das Unternehmen. Dem Vernehmen nach sollte der Techniker, der bereits jetzt weltweit für den Lichtkonzern unterwegs war, ein neues Werk auf der arabischen Halbinsel aufbauen. Der Ortswechsel sei auf mehrere Jahre veranschlagt gewesen, für Bischof sei das keine Option gewesen, ist aus dem mittleren Management zu erfahren.
Für Aufregung sorgen die Vorarlberger auch in Deutschland. Im Werk Usingen herrscht kurz vor Weihnachten alles andere als Feststimmung. Im Zumtobel-Werk in der hessischen Kleinstadt bereitet man sich auf gröbere Einschnitte vor. Und das, obwohl die Führung in Vorarlberg die Mitarbeiter ausdrücklich lobt. Sie seien „sehr engagiert“, verfügen über eine „hohe Expertise und umfassende Technologiekompetenz“, heißt es in einer Erklärung des Konzerns. Um gleich wieder zu relativieren: Auslastung und Wettbewerbsfähigkeit seien „noch immer nicht zufriedenstellend“. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, stellt Zumtobel den Mitarbeitern die Rute ins Fenster. Eine bessere Auslastung und entsprechend höhere Profitabilität soll ein strategischer Kooperationspartner bringen, wird Zumtobel-Deutschland-Geschäftsführer Markus Kronenwett zitiert. Wirklich in den Miesen ist das Werk Usingen nicht. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung habe das Usinger Werk im vergangenen Jahr eine Umsatzrendite von 18 Prozent erwirtschaftet. Zusammen mit dem Standort Lemgo habe die Belegschaft aus dem Hintertaunus zuletzt einen Jahresgewinn vor Zinsen und Steuern von 18 Millionen Euro erzielt.
Arbeitnehmervertreter wie die Gewerkschaft IG Metall befürchten trotz dieser Zahlen und wegen der Aussagen des Zumtobel-Managements einen Personalabbau, ja sogar die Schließung des Standorts. Die Angst um den Arbeitsplatz ist groß: „Zumtobel Usingen bleibt!“ heißt es auf Aufklebern und Plakaten, die in der ganzen Region verteilt werden. Auch bei der Betriebsversammlung vor wenigen Tagen ging es zur Sache, wie der IG-Metall-Bevollmächtigte Michael Erhardt berichtet. Obwohl die Konzernzentrale in Dornbirn kalmiert, suchen Gewerkschaft und Belegschaft Verbündete: Gespräche mit Usingens Bürgermeister, den Usinger Fraktionschefs und dem Landrat wurden geführt. Zumtobel lässt sich von den Aktivitäten vor Ort nicht beirren und betont, dass es bei der Suche nach einem Partner bereits positive Signale gebe.
Gespart wird übrigens nicht nur in Usingen. Auch im anderen deutschen Zumtobel-Werk Lemgo werden die Kosten optimiert. Laut Angaben von Christian Bleiker, Personalleiter im Lemgoer Zumtobel-Werk, habe die Geschäftsführung im Zusammenhang mit einer Neuregelung der übertariflichen Entgeltbestandteile Mitte 2014 entschieden, das Weihnachtsgeld auf das tarifliche Niveau zu beschränken. Bei langgedienten Mitarbeitern machte in den vergangenen Jahren der Weihnachtsbonus schon mal einen halben Monatslohn aus.