Buchhändler in teurer Mysteryfalle

Mysteryshopping zur Kontrolle der Buchpreisbindung sorgt für Ärger in der Branche.
Feldkirch, Wien. (VN-sca) Der stationäre Buchhandel befindet sich seit Jahren im scharfen Wettbewerb mit den Mitbewerbern im Netz. Deshalb pochen die Händler auf die Buchpreisbindung, die für halbwegs faire Wettbewerbsbedingungen sorgen soll. Doch nicht jeder hielt und hält sich an diese Bindung. Für den Fachverband Buch- und Medienwirtschaft war deshalb klar: Nur mit regelmäßigen Testkäufen kann die Branchenvereinbarung eingehalten werden. Heuer war es wieder so weit. Im Sommer wurden die Mitglieder über die Aktion informiert, so der Geschäftsführer der Fachvertretung, Wolfgang Wölfle. Im Weihnachtsgeschäft fanden die Käufe statt.
Ein Freiexemplar
In Vorarlberg wurden acht der 40 Buchhändler überprüft, vier von ihnen verstießen gegen die Preisbindung, berichtet der Interessenvertreter. Bedeutet: Eine angedrohte Konventionalstrafe von 1000 Euro, dazu Anwaltskosten von 900 Euro. Und das war das Testkaufszenario in einem der Vorarlberger Geschäfte: Ein von der einschlägig spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei Tonninger, Schwermaier, Maierhofer & Partner engagierter Testkäufer gab sich als Lehrer einer Schule aus, der vorgab, 14 Bücher kaufen zu wollen, wenn man dazu ein Freiexemplar erhalte. Zwei Exemplare zu wenig für die Gewährung eines Freiexemplares. Konkret geht es um einen Gegenwert von rund fünf Euro. Und der ist nur theoretisch, weil auch der Kauf nicht zustande kam.
Die Testkäufe seien für ganz Österreich an die Kanzlei delegiert worden, die vom Buchhandel eine Generalvollmacht erhielt, berichtet Fachvertretungsobmann Günter Wohlgenannt. Die Aktion selbst sei in der Berufsgruppe abgesprochen, die Buchpreisbindung selbst stehe nicht zur Diskussion. Die Höhe der Kosten sei aber ein Thema, das bei der nächsten Sitzung in Wien besprochen und geklärt werden müsse, denn mit einer Intervention bei den Preisbindungsanwälten ist die Vorarlberger Fachvertretung abgeblitzt. Für kleine Buchhandlungen sei diese Strafe zu hoch, befindet auch das Büro der Fachvertretung und bezeichnet sie als unverhältnismäßig.
Unverhältnismäßig
Aufgeschreckt durch die Unverhältnismäßigkeit wurden auch Manfred Rein, der Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, der die Aktion als „peinliche Geschichte“ bezeichnet und sich bei den betroffenen Händlern entschuldigt hat, sowie Neos-Nationalrat Gerald Loacker, der die Kammer in die Pflicht nimmt und von Schikane an Zwangsmitgliedern spricht. Für Rein ist die hohe Geldstrafe völlig überzogen, er erwarte sich, dass man aufgrund solcher Testkäufe das Gespräch suche und nicht strafe. Das gehe auch bei anderen Fachgruppen klaglos. „Wir sind ja keine Stasi-Spitzel.“ Durch solche Aktionen werde man unglaubwürdig, wenn man Bürokratie beklage und die Regulierungsflut bekämpfe, stellt er fest.
Solche Aktionen, wie jetzt im Buchhandel, gehören abgeschafft.
Manfred Rein, Präsident WKV