Markenprozess vor der Kür

Marke Vorarlberg als Ziel der IV-Strategie. Der Tourismus hat es bereits vorgemacht.
schwarzach. Für Lee Iacocca war die Arbeit bei Chrysler die glücklichste Zeit seines Lebens. „Wir waren high vom Rauchen unserer eigenen Marke – einer Kombination von harter Arbeit und riesigen Träumen.“ Geht es nach den Plänen der Industriellenvereinigung, soll es bald auch eine Marke für ganz Vorarlberg geben, die das Image Vorarlbergs als Lebensraum für Unternehmer und Beschäftigte nach außen repräsentiert und nach innen zu einem Dialog der einzelnen Branchen führt.
Landeshauptmann Markus Wallner hat bereits signalisiert, noch heuer einen Markenprozess einläuten zu wollen. Er befürwortet die Idee einer Marke, die nicht nur touristisch ausgelegt ist. Erste Gespräche mit Tourismusdirektor Christian Schützinger habe es bereits gegeben. Er habe bereits Erfahrung mit Markenprozessen. Denn die Markenfamilie mit Vorarlberg Tourismus und den einzelnen Destinationen hat sich schon seit vielen Jahren etabliert. Die Kombination funktioniere gut, sagt Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Montafon Tourismus. Die touristische Marke habe ihre Hausaufgaben gemacht. Denn sie habe gerade in der Werbung im Ausland eine große Strahlkraft. Darum könne er sich auch gut vorstellen, dass der Wirtschaftsstandort als Marke eine gute Wirkung erzielen könne. Den Vorstoß der Industriellenvereinigung sieht er positiv. „Es gibt im Land viele hervorragende Branchen und Unternehmen, die stolz auf ihre Produkte sein können. Nur wird dabei die Marke Vorarlberg noch unter den Scheffel gestellt“, ist er überzeugt.
Jedenfalls müsse es einen eigenen Markenprozess dafür geben. Dass man die touristische Marke über alles andere „darüberstülpe“, davon hält er nichts. Ob es dann am Schluss eine Zusammenführung mit der touristischen Marke gebe, müsse sich erst herausstellen. „Eine Fusion muss nicht das Ziel sein“, sagt der Tourismusfachmann. Hier gibt es verschiedene Herangehensweisen. Während im Südtirol alle Akteure – vom Touristiker bis zum Apfelbauer – unter einer Marke zusammengefasst wurden, treten in Salzburg die Branchen weiter getrennt auf.
Viele Gemeinsamkeiten
Letztlich hätten die anderen Wirtschaftszweige in Vorarlberg aber die gleichen Ansprüche wie der Tourismus, sagt Bitschnau. Es gehe allen um Qualität und regionale Identität. Gemeinsamkeiten sieht er auch bei der Tourismusstrategie, die es zum Ziel hat, den Standort wettbewerbsfähiger zu machen und die internationale Positionierung zu stärken. „Die Tourismusstrategie könnte eine gute Basis für die Marke Vorarlberg sein“, ist Bitschnau überzeugt. Sie wurde zusammen mit Land und Wirtschaftskammer erarbeitet und setze den Fokus nicht allein auf den Tourismus, sondern wirke mit ihren Werten Regionalität, Gastfreundschaft und Nachhaltigkeit in alle Lebensbereiche.
Partnerschaften mit Betrieben
Wie ein Zusammenspiel von Tourismus und Industrie funktionieren kann, zeigt gerade Vorarlberg Tourismus. Man setzt auf Marken-Partnerschaften mit Betrieben, die die Werte der Tourismusstrategie teilen. Alma und Kästle sind die ersten Partner. „Vorarlbergs Unternehmen prägen sehr stark das Bild des Landes in der Welt. Mit seiner regionalen Produktion und der hohen Qualität passt Alma gut zu unserer touristischen Marke“, erklärt Landestourismusdirektor Christian Schützinger. So wirbt der Käseproduzent mit der touristischen Marke und Vorarlberg Tourismus bewirbt den Josef-Rupp-Käsewanderweg. Und wenn Skiproduzent Kästle seine weltweiten Partner einlädt, erleben sie Vorarlberg als gastfreundliches Land fürs Skifahren. Für Schützinger sind diese „kontinuierlichen Marken-Partnerschaften mit vielen kleinen, stimmigen Maßnahmen wichtiger als spektakuläre Kampagnen, die ebenso rasch wieder verpuffen“. Miteinander arbeiten und sich gegenseitig stärken, das ist auch der Ansatz von Manuel Bitschnau. Letztlich also eine Kombination von harter Arbeit und riesigen Träumen. Denn erst nach der Pflicht kommt bekanntlich die Kür.
Marke ist nicht gleich Logo. Das wird oft vermischt.
Manuel Bitschnau