Ein nationales Kernanliegen
Das größte Vermögen eines Landes sind die Kenntnisse und Fähigkeiten seiner Menschen. Daher ist eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, die Talente der jungen Menschen durch bestmögliche Bildung und Ausbildung zu fördern. Damit wird zugleich die Basis für eine zukunftsdynamische innovative Wirtschaft gelegt, unerlässlich für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, neue Arbeitsplätze und unser Wohlfahrtssystem.
Die Universitäten, entstanden im Mittelalter aus Dom- und Klosterschulen, haben Europa geprägt und zum Aufstieg des Westens beigetragen. Heute jedoch findet sich die Mehrzahl der besten Universitäten in den USA und nicht von ungefähr auch Silicon Valley.
In den internationalen Rankings, aber selbst im Vergleich mit der Schweiz oder Bayern, rangieren Österreichs Universitäten mit Ausnahme der Montanuniversität Leoben und der Medizinischen Universität Wien weit abgeschlagen.
Wo bei uns der Wurm liegt, zeigen folgende Vergleiche: An unseren Universitäten sind im Vergleich zur Schweiz oder Bayern etwa doppelt so viele Studierende eingeschrieben. Allerdings legt ein Viertel davon nie eine Prüfung ab und nur 44 Prozent erreichen nach zehn Jahren einen Abschluss. Bei uns wird pro Student(in) im Schnitt 12.600 Euro ausgegeben, in der Schweiz 50.150 und in Bayern 26.000. An der ETH Zürich kommen 37 Studierende auf einen Professor, an der TU München 70, an der TU Wien aber 207. Paradox ist, dass jeder an einer heimischen Universität beginnen kann, der von einer Fachhochschule abgelehnt wurde.
Fazit: Unsere Universitäten kranken an einer chronischen Unterdotierung, an ungeregeltem Zugangsmanagement mit daher unzulänglichen Studienbedingungen sowie Überbürokratisierung.
Das Aufrücken unserer Universitäten und unserer Forschungslandschaft ins internationale Spitzenfeld muss zu einem nationalen Kernanliegen werden. Dafür bedarf es eines effizienten Studienplatzmanagements, eines leistungsbezogenen und sozial gerechten Stipendiensystems sowie ausreichender zusätzlicher finanzieller Mittel. Für die Finanzjahre 2017–2020 sind daher mindestens zwei zusätzliche Milliarden Euro bereitzustellen.
Die vermehrte Förderung von Wissenschaft und Forschung ist längst im elementaren Zukunftsinteresse von uns allen.
Das größte Vermögen eines Landes sind die Kenntnisse und Fähigkeiten seiner Menschen.
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Dr. Hannes Androsch ist Finanzminister i. R. und Unternehmer.
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