Menschliches Versagen
Der deutsche Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) hat in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, dass bereits heute jeder Zweite selbstfahrende Züge nutzen würde. Einer der Hauptgründe dafür ist die Sicherheit: 63 Prozent der Befragten vertrauen einer Maschine mehr als dem menschlichen Lokführer. Obwohl der Zug eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt ist – so sicher, dass die wenigen Zwischenfälle statistisch kaum erfassbar sind – bleibt aktuell immer noch das „Restrisiko Mensch“! Die Entwicklung in Richtung „Maschine statt Mensch“ wird sich daher kaum aufhalten lassen.
Wir sollten uns nichts vormachen, ob es uns nun behagt oder nicht: Alles, was automatisierbar ist, wird automatisiert werden. Beginnen wird es überall dort, wo eine hohe Sicherheit erforderlich ist, beispielsweise im Straßenverkehr. Vor Kurzem dachte ich noch, es wird sehr lange dauern, bis unsere Autos sich völlig autonom auf unseren Autobahnen bewegen. Denn, so meine Überlegung, bis die Maschinen 100-prozentig funktionieren und sicher sind und auch die Versicherungen mitspielen, wird noch viel getestet und ausprobiert werden müssen.
Das ist Quatsch. Die Maschine muss nicht perfekt sein. Sie muss nur besser sein als der Mensch! In den USA werden jährlich 40.000 Menschen im Straßenverkehr getötet. Und zwar von Menschen. Die telefonieren, schreiben SMS, schlafen ein, stehen unter dem Einfluss von Medikamenten oder Alkohol. All diese Ablenkungen hat eine Maschine nicht. Sie wird nie müde. Sie muss also nur etwas besser sein als der Mensch im Straßenverkehr. Und mittlerweile ist sie das, technologisch haben wir den Punkt erreicht.
Darauf werden auch die Versicherungen reagieren. Zukünftig wird derjenige, der noch selbst fahren will, eine höhere Prämie zahlen müssen. Wegen des höheren Risikos. Was er jeweils macht und wie er fährt, ist sowieso im Auto gespeichert.
Die „Machtübernahme der Maschinen“ lässt sich nicht mehr aufhalten, das steht fest. Höchste Zeit für uns Menschen, uns proaktiv bereits jetzt zu überlegen, wie weit diese Machtübernahme gehen sollte und welches Entscheidungs- und Gestaltungsumfeld wir behalten wollen. Das ist eine wichtige Frage für die Zukunft unseres Unternehmens und unserer Gesellschaft.
In den USA werden jährlich 40.000 Menschen im Straßenverkehr getötet. Und zwar von Menschen.
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Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.
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