Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Nur Bares ist Wahres

Markt / 17.02.2016 • 22:24 Uhr

Irgendwie ist es ein ungutes Gefühl, wenn man aus dem Haus geht und kein Geld in der Tasche hat. Kein Bargeld, um konkret zu sein. Geht es Ihnen nicht auch so? Nur mit Kreditkarte ausgestattet zu sein, das ist so, wie wenn Frau, Mann oder Kind nicht richtig angezogen sind. 

Ohne Geld sind gegenwärtig nur Leute unterwegs, die entweder einfach keines haben, oder solche, die so viel haben, dass ein Lakai mit der Geldbörse oder der Kreditkarte hinter ihnen herhechelt. Aber die meisten Leute fühlen sich unwohl ohne Barschaft. Immerhin werden bislang Einkaufswagen mit Münzen gefüttert. Auch Trinkgelder will der zufriedene Kunde lieber bar weitergeben. Und hoffentlich erbarmt sich mancher Passant und kramt nach einer Münze für bettelnde Menschen.

Selbst wenn die Fachleute aus der Finanzwirtschaft das anders sehen: Bargeld wird uns erhalten bleiben, schon deshalb, weil es heutzutage vernünftiger scheint, das Bare unterm Kopfkissen zu lagern, statt auf Ertrag vom Sparbuch zu erhoffen. Die Intention der Banker zur Abschaffung von Bargeld wird wohl auch von Befürchtungen getrieben sein, dass niemand mehr sein Erspartes bei ihnen abliefert.

Aber auch wenn der Mensch am Bargeld hängt, am 500-Euro-Schein hängt er sicher nicht. Wenn die Europäische Zentralbank das Aus für 500er beschließt, wird sich der Protest in Grenzen halten, weil einfach (fast) niemand weiß, wie die Banknote aussieht. Und wer dennoch einmal einen 500-Euro-Schein wechseln wollte, will sowieso nie wieder so eine Banknote besitzen. Der nutzt doch lieber das Internetbanking, weil das ja bekanntlich so sicher ist.

Weil das Thema Bargeld so trefflich für Emotionen sorgt und irgendwann eh niemand mehr weiß, ob nun das Bargeld abgeschafft werden soll oder der 500er nicht mehr nachgedruckt wird, kann es nicht schaden, einen weiteren Aspekt einzubringen, um die Verwirrung perfekt zu machen: Die Bargeldobergrenze steht ebenfalls zur Diskussion. Damit könne der Kriminalität und dem Terrorismus Einhalt geboten werden, argumentieren Staatsschützer und Agenten. Als ob es nicht die Bösewichte wären, die als erste einen Weg finden, um Geld trotzdem zu transferieren. Es sind übrigens nicht die Barzahler, die riesige Summen auf karibischen Eiländern parken.

Überhaupt: Was soll denn diese Diskussion überhaupt? Haben wir keine anderen Probleme? Oder brauchen wir etwas Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen?

Was soll denn diese Bargelddiskussion überhaupt? Haben wir denn keine anderen Probleme?

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862