Klischees in der Führung

Markt / 25.02.2016 • 18:33 Uhr
Ab einem Frauenanteil von 26 Prozent in der Führungsetage gibt es laut Studie keine geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr.
Ab einem Frauenanteil von 26 Prozent in der Führungsetage gibt es laut Studie keine geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr.

Ab einem Frauenanteil von 22 Prozent nähern Managerinnen ihr Verhalten dem Ihrer männlichen Kollegen an.

FÜHRUNGSPOSITION. (VN-dh) Chefinnen sind gut für’s Arbeitsklima, Chefs knallharte Entscheider. Das ist noch immer eine gängige Meinung. Die Personalberatung Russell Reynolds Associates ging diesem Klischeebild nach und hat mit mehr als 4000 weiblichen und männlichen Entscheidern über klassische Geschlechterstereotypen auf der Führungsetage gesprochen. Das Ergebnis: Wenn Frauen in Unternehmen keine Exoten sind, verhalten sie sich auch nicht so. Je mehr Frauen in einem Unternehmen an der Spitze stehen, desto weniger unterscheidet sich ihr Verhalten von dem der männlichen Kollegen.

Die Studie, die in Deutschland durchgeführt wurde, zeigt nämlich, dass bei einem Frauenanteil in Führungsetagen von weniger als 21 Prozent männliche und weibliche Führungskräfte weitgehend dem klassischen Geschlechterstereotyp entsprechen: Männer sind signifikant wettbewerbsorientierter, Frauen kümmern sich stärker um ihre soziale Umgebung.

Ab einem Frauenanteil von 22 Prozent nähern Managerinnen ihr Verhalten an das der männlichen Kollegen an, ab einem Frauenanteil von 26 Prozent gibt es gar keine geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr. Auch seien Männer in Führungspositionen nicht generell risikofreudiger als Frauen. Eigenschaften wie niedrige Regelbezogenheit, schnelle Entscheidungsfähigkeit, Offenheit für Veränderungen, der Wunsch nach Abwechslung, Optimismus und niedriges Angstgefühl sind unter den getesteten Frauen und Männern nicht signifikant unterschiedlich verteilt.

Entscheider profitieren

„Unabhängig von ihrem Geschlecht profitieren Entscheider unmittelbar von einem höheren Frauenanteil in den Chefetagen, denn ein steigender Anteil weiblicher Führungskräfte fördert ihre individuellen Führungsfähigkeiten“, betont Studienautor Joachim Bohner. Denn wenn mehr Frauen in den oberen Etagen sitzen und sich nicht die eine Frau bemüßigt fühlt, besonders weiblich aufzutreten, werden beide Geschlechter insgesamt fokussierter, kompetitiver und damit erfolgreicher – aber gleichzeitig auch härter. „Unsere Untersuchung belegt deutlich, dass Frauen in Führungspositionen nicht protegiert oder speziell weitergebildet werden müssen“, so Bohner.

EU-weit dominieren aber nach wie vor die Männer die Führungsetagen von börsennotierten Unternehmen. So besetzen im Schnitt Frauen lediglich 18,6 Prozent der Sitze in den höchsten Entscheidungsgremien der Konzerne, Österreich liegt dabei laut Statistik von 2014 mit 11,8 Prozent deutlich unter dem EU-Schnitt.