Königin der Instrumente mit einer Vorarlberger DNA

Markt / 22.03.2016 • 22:13 Uhr
Ein eindrucksvolles Instrument aus Schwarzach in der Philharmonie in Paris. Foto: Fa
Ein eindrucksvolles Instrument aus Schwarzach in der Philharmonie in Paris. Foto: Fa

Der Schwarzacher Orgelbauer Rieger gehört in der Branche weltweit zu den Größten.

Schwarzach. (VN-sca) Ab Gründonnerstag und bis in die Osternacht schweigen in unseren Kirchen nicht nur die Glocken, auch keine Instrumente kommen zum Einsatz. Umso glorioser wird aber am Ostersonntag die Auferstehung Christi gefeiert – mit der Königin der Instrumente, der Orgel. Und wenn der Klang besonders eindrucksvoll ist, dann zeichnen dafür der Organist und sehr oft eine Orgel mit der DNA aus Vorarlberg verantwortlich.

Eine Orgel von Rieger ist im Musikverein in Wien ebenso zu finden wie in der größten Kathedrale Koreas. Die Orgeln wurden in Schwarzach in monatelanger Handarbeit hergestellt und beeindrucken mit ihrem Klang die Menschen im jeweiligen Kulturkreis. Die Firma Rieger, vor 171 Jahren von Franz Rieger im böhmischen Jägerndorf gegründet, zählt mit ihren rund 60 Mitarbeitern zu den ganz Großen der Branche, und das weltweit. Wobei es dem Besitzer und Geschäftsführer des Unternehmens, Wendelin Eberle (53), nicht auf die Größe des Betriebes ankommt, wie er im Gespräch mit den VN festhält. Es sind die Herausforderungen für einen Orgelbauer, die Eberle interessieren. Denn jedes Instrument ist so individuell wie der Raum, in dem es aufgebaut wird.

Register sind Maßeinheit

Und diese Herausforderungen hat das Unternehmen: Erst vor Kurzem wurde die Orgel der Philharmonie de Paris ihrer Bestimmung übergeben. Sie hat 91 Register, betont Eberle, denn im Orgel-Business sind die Register die Maßeinheit. In der chinesischen Millionenstadt Nanjing sind es 92 Register, die Marienorgel im Klagenfurter Dom, ebenfalls erst vor Kurzem fertiggestellt, hat 30 Register.

Die Auftragslage bei Rieger ist mittelfristig gut. Das ist in der Branche nicht selbstverständlich.

In den vergangenen Jahren mussten zahlreiche Betriebe schließen, erzählt Eberle. Dennoch ist die Konkurrenz noch immer groß. In Deutschland gibt es rund 200 Orgelbauer, in Österreich sind es immerhin 40. Ihre Produkte sind allesamt auf Langfristigkeit ausgelegt.

Renovieren in Europa

Die Instrumente seien so gebaut, dass sie über Jahrzehnte und Jahrhunderte ihren Dienst tun. In Europa ist das Geschäft mit den Renovierungen deshalb sehr wichtig, man bringe auch Geräte, die noch im 19. Jahrhundert in Jägerndorf gebaut wurden, auf den neuesten Stand. Apropos Jägerndorf: Dort existierte auch während der tschechoslowakischen Herrschaft ein Betrieb, der „Rieger“ im Namen führte , was des Öfteren für Verwirrung gesorgt hat. Heutige Hoffnungsmärkte für Rieger Orgelbau sind Korea oder/und China. In Korea hat die Kirche großen Zulauf. „Dort werden Kirchen mit bis zu 15.000 Plätzen gebaut, und sie sind an Sonntagen bei mehreren Messen voll.“ Deshalb herrsche Bedarf an großen Orgeln. In China sind es die Kommunen der Millionenstädte, die ihre Kulturzentren mit Orgeln ausstatten.

Die Schwarzacher Firma ist einer der wenigen Betriebe, der alle Teile der Orgeln selbst produziert. Das günstigste Instrument kostet denn auch 40.000 Euro, nach oben sind die Preise offen. „So eine Orgel kann schon drei Millionen Euro kosten“, so Eberle, der das Unternehmen 2003 auf Bitte des bisherigen Besitzers Christoph Glatter-Götz übernommen hat. Fünf bis sechs Orgeln verlassen die Werkstätte jedes Jahr. Der Nachwuchs für den vielseitigen Beruf wird vor Ort ausgebildet. Die Lehrlinge, unter ihnen rund die Hälfte Mädchen, lernen im Zuge der Berufsausbildung auch das Orgelspiel. Immer mittwochs üben sie in der Pfarrkirche Schwarzach. „Damit sie ein Gefühl für das Instrument bekommen“, so Eberle, der es selbst nie bereut hat, diesen Beruf erlernt zu haben. Viele der Fachkräfte lernen in ihrem Job auch die Welt kennen, wenn sie die Instrumente installieren.

Wendelin Eberle ist mit der Auftragslage zufrieden.  Stiplovsek
Wendelin Eberle ist mit der Auftragslage zufrieden. Stiplovsek

Rieger Orgelbau

» Gegründet: 1853 in Jägerndorf durch Franz Rieger

» Geschäftsführer und Gesellschafter: Wendelin Eberle

» Volumen: 5 bis 6 Orgeln jährlich

» Aktuelle Projekte: Dom zu Klagenfurt, Marienorgel (Chororgel), Jiangsu Grand Theatre (Nanjing City), Lotte Concert Hall (Seoul)