Freihandelszone von Portugal bis Sibirien

Markt / 03.04.2016 • 19:22 Uhr
Eckhard Cordes warb für eine Politik des Dialogs.  Foto: MD Franc
Eckhard Cordes warb für eine Politik des Dialogs. Foto: MD Franc

Topmanager Eckhard Cordes wirbt für eine Annäherung zwischen Russland und Europa.

Bregenz. (VN) Eckhard Cordes gehört zur Topriege der deutschen DAX-Manager – er war Vorstand bei Daimler Benz, Vorstandvorsitzender beim Handelskonzern Metro und ist aktuell Aufsichtsratsvorsitzender beim Baukonzern Bilfinger, einem Unternehmen mit mehr als 70.000 Mitarbeitern. Und er Mitglied des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, der vor über 60 Jahren gegründet wurde, um Brücken über den Eisernen Vorhang zu errichten. Bis Ende 2015 war er Vorsitzender dieses Ausschusses. Auf Einladung des Freien Wirtschaftsverbandes erklärte er in Bregenz seine Sicht der Dinge, und diese Sicht ist eine andere als die der deutschen Bundesregierung. „Mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen kann man keine Krisen bekämpfen“, stellt er fest, wenn „es kriselt, dann muss man reden“. Dabei habe sich in den 90er Jahren alles so gut angelassen, „eine Ära kollektiver Sicherheit, ein neues Zeitalter des Friedens“, die nun zerstört seien. Und die Gefahr, dass sich die Fronten weiter verhärten, sei groß, sagt der Manager. „Ich sage nicht, dass die Russen alles richtig gemacht haben“, so Cordes vor den Vorarlberger Unternehmern. Die Krim-Besetzung und die Kämpfe um die Ostukraine, für die er sich zur Deeskalierung eine Autonomie nach Südtiroler Vorbild vorstellen könnte, seien dabei nur die Spitze des Eisbergs. Russland habe aber auch verabsäumt, den Standort wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Nach wie vor hänge sie von den Rohstoffen ab, die nach Europa geliefert werden.

Und er zitiert aus der Literatur, um für die Wiederaufnahme des Dialogs zu werben, der auch wirtschaftlich notwendig sei – für beide Seiten: „Ohne Russland lässt sich Europa nicht erbauen, gegen Russland gar nicht.“ Seine Utopie ist eine Freihandelszone, die von Lissabon bis Wladiwostok reichen soll. Ein Wunsch, den wortgleich übrigens am Sonntag auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl äußerte. Anhaltende Sanktionen, so Cordes, würden sich auch für deutsche wie österreichische Firmen fatal auswirken.