Ein Spagat zwischen Angebot und Nachfrage

Betriebe suchen Fachkräfte, das AMS Stellenangebote. Vor-Ort-Besuche sollen Zusammenarbeit stärken.
Dornbirn. (VN-reh) 21.300 Stellen will das Arbeitsmarktservice Vorarlberg heuer besetzen. Weil das am besten über den persönlichen Kontakt geht, sind die Berater auch heuer wieder auf Tour. Innerhalb von vier Wochen besuchen sie 300 Unternehmen, um die verschiedenen Förderangebote des AMS zu präsentieren und natürlich auch, um Stellen zu akquirieren. Man wolle sich als Partner positionieren, um die Herausforderungen am Arbeitsmarkt, die nicht wegzudiskutieren sind, besser bewältigen zu können, betont Bernhard Bereuter, der stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführer.
Gleichzeitig stehen auch die Betriebe vor großen Herausforderungen. „Jeder Personalchef kann ein Lied davon singen”, sagt Wolfgang Humml, Geschäftsführer bei 1zu1 Prototypen. Das Unternehmen steht bereits seit zehn Jahren in Kontakt mit dem AMS. In der Zeit wurden 100 Personen vermittelt, 15 davon eingestellt. Für Humml fängt die Herausforderung Personalsuche bereits bei den Lehrstellen an. „Jedes Jahr suchen wir acht neue Lehrlinge für die Bereiche Zerspanung und Kunststofftechnik. Trotz unseres guten Images als Arbeitgeber konnten wir heuer noch nicht alle Lehrstellen besetzen“, erzählt der Geschäftsführer aus der Praxis. Vor allem der Mädchenanteil sei verschwindend klein. Das sei für ihn unverständlich. Genauso wie die Tatsache, dass man für die acht technischen Lehrstellen insgesamt 47 Bewerbungen erhalten habe, für eine Lehrstelle im Büro aber 107. Nach wie vor seien bei jungen Frauen Tätigkeiten im Handel oder als Friseurin beliebter. Dabei sei die Berufssicherheit in den Bereichen Zerspanung und Kunststofftechnik unbeschränkt hoch. Er selbst hat 1978 Werkzeugmacher gelernt. „Seither hat es keine Flaute gegeben, in der Werkzeugmacher arbeitslos wurden.“
Höherer Verdienst
Auch die Verdienstmöglichkeiten seien im Gegensatz viel höher. Im ersten Lehrjahr verdiene man 595 Euro plus Prämien, ausgelernt 2500 Euro. Insgesamt werden bei 1zu1 Prototypen derzeit 32 Lehrlinge ausgebildet. Damit hat das Unternehmen eine Lehrlingsquote von 20 Prozent. Hingegen habe man keine Jobs für ungelernte Kräfte, sagt Humml. Das mache die Suche umso schwieriger. Das weiß auch Bernhard Bereuter. Schließlich sind die Geringqualifizierten die Sorgenkinder des AMS. 50 Prozent der Jobsuchenden haben nur einen Pflichtschulabschluss und keine weiterführende Ausbildung. Angebot und Nachfrage klaffen also auseinander. Qualifikation heißt das Zauberwort, aber das funktioniere nur in Zusammenarbeit mit den Betrieben.
Für den Arbeitsmarkt gibt es indes erste positive Impulse. Rechnete man zu Jahresbeginn noch mit 500 Arbeitslosen mehr im Jahresverlauf, werde man die Zahl wohl stabil halten, sagt Bereuter. Im ersten Quartal gab es schon einmal 126 Jobsuchende weniger in der Statistik.
Fakten
AMS-Bilanz 2015
» 21.224 Stellen wurden besetzt
» 2259 Betriebskontakte fanden statt
» 806 Teilnehmer an der Förderung zur Qualifizierung für Beschäftigte
» 1614 Eingliederungsbeihilfen wurden bewilligt, davon 646 für die Beschäftigung von älteren Arbeitskräften (50+)
» 799 Förderungen von Ausbildungsplätzen