Verkaufspreise unter Druck

Vorarlberger Industrie: gute Auftragslage, aber starker Preisdruck.
Feldkirch. (VN-sca) 43 Industrieunternehmen des Landes mit 21.604 Beschäftigten geben in der Konjunkturumfrage der Sparte Industrie und der Industriellenvereinigung ihre Einschätzung der Geschäftslage im ersten Quartal 2016 preis. Sie sind grosso modo mit der Geschäftslage zufrieden, um nicht zu sagen: sehr zufrieden. Denn der „Geschäftsklima-Index“ – das ist der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten – hat sich gegenüber dem vierten Quartal 2015 von +28,30 auf +38,50 Prozent gleich um über zehn Prozent weiter verbessert.
Die gute Stimmung setzt sich fort und dürfte den derzeit sehr strapazierten Vorarlberger Arbeitsmarkt entlasten. 42 Prozent der befragten Industrieunternehmen, verteilt über alle Branchen, wollen ihren Mitarbeiterstand in den nächsten drei Monaten erhöhen, 54 Prozent wollen den Mitarbeiterstand halten. Das ist eine Verbesserung des Saldowertes um 39 Prozent. Besonders die Maschinen- und Metallindustrie sucht bereits jetzt nach neuen Mitarbeitern. Gut ausgebildete Schul- und Lehrabsolventen seien künftig noch stärker gefragt. Aber ohne eine echte Bildungsoffensive werden diese Kräfte immer mehr zur Mangelware, stellt Amann fest.
Was der Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer, Michael Amann, „robuste Wirtschaftslage“ nennt, fußt auf der allgemeinen Einschätzung seiner Mitglieder: „65 Prozent bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, für drei Prozent ist sie derzeit schlecht.“ Auch die Erwartungen für das nächste halbe Jahr seien überwiegend positiv. 18 Prozent der Befragten erwarten eine günstigere Geschäftslage in sechs Monaten. Nur bei drei Prozent wird sie sich voraussichtlich verschlechtern.
Ein Wermutstropfen in der ansonsten von Optimismus getragenen Umfrage sind die Verkaufspreise. Während nur ein Prozent der Unternehmen mit ansteigenden Verkaufspreisen rechnet, erwarten 33 Prozent ein weiteres Absinken. Dem könne nur mit Innovationen und Produktivitätssteigerungen begegnet werden. Genau dafür braucht es nicht zuletzt gut qualifizierte Mitarbeiter. „Aus diesem Grund intensivieren wir die Zusammenarbeit mit den drei Vorarlberger HTL deutlich“, erklärt Wirtschaftskämmerer Amann die Strategie.
Die vier Sparten der Vorarlberger Industrie beurteilen die Lage unterschiedlich, wie die Detailauswertung zeigt.
» Maschinen- und Metallindustrie. Die Maschinen- und Metallindustrie ist weiter die Trägerin einer guten Konjunktur. 89 Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einer aktuell guten und drei Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage. 64 Prozent der Betriebe wollen ihren Mitarbeiterstand weiter erhöhen. Bei den Metallern ist allerdings auch der Preisdruck am höchsten.
» Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Auch in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie ist die Geschäftslage aktuell positiv. 72 Prozent beurteilen sie als gut. Erfreulich ist auch der Ausblick auf die Geschäftslage in sechs Monaten. 40 Prozent der Befragten erwarten eine günstigere Geschäftslage, für 54 Prozent wird sie eigener Einschätzung zufolge gleich bleiben.
» Textilindustrie. In der Textilindustrie bleibt die Geschäftslage auf einem eher bescheidenen Niveau. Für 97 Prozent ist sie durchschnittlich. Der Druck auf die Verkaufspreise bleibt auch bei den Textilern hoch. Zehn Prozent rechnen mit einem weiteren Abfallen, für 90 Prozent werden die Preise voraussichtlich gleich bleiben.
» Elektro- und Elektronikindustrie. Erfreuliche Signale aus der Elektro- und Elektronikindustrie: Hier hat sich die Geschäftslage konstant gut entwickelt. Von einem hohen Niveau ausgehend, ist eine weitere Verbesserung in sechs Monaten zu erwarten. Das hat auch in dieser Branche günstige Auswirkungen auf den Mitarbeiterstand in den nächsten Monaten.
Konjunktur 01/16
» Befragte Unternehmen: 43
» Beschäftigte in den befragten Unternehmen: 21.604
» Gute Geschäftslage: 65 %
» Schlechte Geschäftslage: 3 %
» Positive Aussichten in den nächsten sechs Monaten: 18 %
» Verschlechterung der Geschäftslage: 3 %
» Firmen, die in den nächsten drei Monaten Mitarbeiter einstellen wollen: 42 %