Aktienperlen gesucht und gefunden

Markt / 02.06.2016 • 22:25 Uhr
Interessante Aktie: Tata ist der größte Automobilhersteller in Indien. Foto: Reuters
Interessante Aktie: Tata ist der größte Automobilhersteller in Indien. Foto: Reuters

Value Investor Hendrik Leber über geliebte Firmen und Alternativlosigkeit der Aktien.

Schwarzach. (VN-reh) „Preis ist, was du zahlst, und Wert ist, was du kriegst“, so hat es der bekannte US-Starinvestor Warren Buffett einmal formuliert. Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter von Acatis Investment, gilt als der führende Value-Investor in Europa. Er investiert in Aktien, wenn der Wert („Value“) höher ist als der Preis (Börsenkurs). Waren die letzten zwei Jahre keine einfache Zeit für Value Investoren, habe sich die Stimmung in den letzten Monaten gedreht, ist er zuversichtlich. Dafür sei das Aufholpotenzial nun umso höher. Und für ihn steht fest: Aktien sind trotz globaler Unsicherheitsfaktoren derzeit nicht zu schlagen. Allerdings gebe es nur wenige Aktien, die die drei Eigenschaften Wertschöpfung, Marktstellung und günstige Bewertung verbinden.

Geliebte Firmen

„Die Welt ist chaotisch“, sagt Leber im VN-Gespräch vor seinem Vortrag auf Einladung der W&L Asset Management AG im Löwensaal in Hohen­ems. Dennoch sind diese „geliebten Firmen“ zu finden. Also Unternehmen, deren Kurven von links unten nach rechts oben verlaufen. Kurzum: Aktienperlen. Auch wenn diese Firmen nicht mehr ganz so billig seien. Seine Perlen reichen quer durch verschiedenste Branchen, und auch die  Gründe, zu investieren, sind vielfältig. Zum Beispiel Boeing: Der Flugzeughersteller habe für die kommenden fünf Jahre einen Auftragsbestand von 50 Milliarden Euro. Zudem habe man angefangen, die Fabriken zu automatisieren, und auch wenn die Treibstoffpreise steigen, habe Boeing den Vorteil, dass man treibstoffarme Modelle produziere. Tata, der größte Automobilhersteller in Indien, profitiere davon, dass der neue Jaguar-Geländewagen F-Pace gut einschlage.

Bekleidungsmarken wie Ralph Lauren oder die Uhrenmarke Swatch, die Leber im Portfolio hat, würde zwar derzeit besonders an der fehlenden Kauffreude chinesischer Konsumenten leiden. Starke Marken seien allerdings nicht kaputtzukriegen, rechnet er mit baldiger Genesung.

Fokus auf Grundbedürfnissen

Dazu kommen Unternehmen aus dem Finanzbereich, Pharmaunternehmen wie Gilead, IT-Firmen wie Apple, Cisco oder Alphabet. Spannend sei auch die pbb Deutsche Pfandbriefbank. „Auf den ersten Blick langweilig, aber sie notiert aktuell zu einem Drittel des Buchwertes“, erzählt Leber. Continental werde stark von den Technologien für selbstfahrende Autos profitieren. Visa hat 2,6 Milliarden Kunden. McDonalds stille das Grundbedürfnis des Menschen nach Zucker, genauso wie Coca-Cola. Generell dreht sich in seinem Portfolio viel um Grundbedürfnisse. Neben essen und trinken sind das Kommunizieren, der Transport oder Versicherungen.

Auch Berkshire Hathaway, die Investment-Gesellschaft von Warren Buffet, zählt zum Portfolio. Auch wenn Berkshire aktuell Schwierigkeiten habe, das viele Geld unterzubringen. „Nun gehen sie in kapitalintensivere Branchen. Dadurch werden sie stabiler. Die Renditen werden zwar dadurch geringer, sind aber immer noch gut“, sagt Hendrik Leber, der seit vielen Jahren an der Value-Konferenz des Starinvestors in den USA teilnimmt.

Alternativlose Aktien

Letztlich, ist Leber überzeugt, werde auch künftig die Alternativlosigkeit der Aktien die Kurse über ein vernünftiges Niveau hinaus nach oben treiben. Auch wenn die Volatilität noch lange erhalten bleibe, müsste das billige Geld die Übernahmen kräftig treiben, der Konsum ziehe an und die Wahlen in den USA seien gut für die Börse. Leber rechnet auch mit einer baldigen Zinserhöhung durch die Notenbank Fed. Allerdings werde das nur eine „Alibi-Erhöhung“ sein, um der Welt zu zeigen, dass es der amerikanischen Konjunktur gut gehe.

Die Welt ist chaotisch, aber ich finde noch gute Firmen.

Hendrik Leber