Textiler Feinjersey beantragt Kurzarbeit für 230 Mitarbeiter

Weiter Sorgen in der Textilbranche: Feinjersey-Gruppe ist „vorsorglich pessimistisch“.
Götzis, Rankweil. Die Vorarlberger Textil- und Bekleidungsindustrie hat heuer trotz Aufbruchstimmung in Richtung technische Textilien einige Rückschläge einzustecken. Mit der Schließung der Spinnerei Feldkirch enden zwei Jahrhunderte Textilgeschichte der Firma F.M.Hämmerle, so nicht doch noch in letzter Sekunde ein Käufer gefunden wird. Die Sportswear-Firma Allsport konzentriert sich künftig auf Design und Produktentwicklung für andere Textilhersteller, wie die Besitzerfamilie vergangene Woche mitgeteilt hat. Vorläufig wird keine neue eigene Kollektion in die Geschäfte kommen.
Kündigungen zu Jahresbeginn
Bereits zu Jahresbeginn musste die Feinjersey-Gruppe, zu der Feinjersey Fabrics, Feinjersey Colours und die Firma Trendfashion zählen, wegen des Wegfalls eines Großauftrags und der allgemein schwierigen Lage für europäische Textiler in der Bekleidungsbranche 17 Mitarbeiter kündigen. Schon die Jahre zuvor waren für den Götzner Textiler mit Produktionsstätten im Land und in Bulgarien eine Herausforderung. „Es ging eher seitwärts als nach oben“, sagt CEO Jörg Büsel im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten über den Geschäftsgang in der Branche.
Die Lage hat sich in den vergangenen fünf Monaten zwar entspannt, so Büsel, doch die weiteren Aussichten haben die Firmenleitung dazu veranlasst, Vorsorge zu treffen: Gestern, Dienstag, kündigte die Geschäftsleitung des Unternehmens an, dass für 130 Mitarbeiter von Feinjersey Colours in Rankweil und 100 Mitarbeiter bei Feinjersey in Götzis ab 1. Juli Kurzarbeit beantragt wurde. „Derzeit haben wir volle Auftragsbücher“, so Büsel, „und es ist gar nicht sicher, dass wir die Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch nehmen.“
Rückgang befürchtet
Doch man wolle mit dieser Maßnahme gewährleisten, dass keine Mitarbeiter gekündigt werden müssen, sollte der befürchtete Auftragsrückgang im zweiten Halbjahr eintreten. Beantragt wurde die Kurzarbeit für ein halbes Jahr, mit dem Vorarlberger Arbeitsmarktservice (AMS) und der Gewerkschaft seien bereits konstruktive Gespräche geführt worden, so der Firmenchef: „Laut Gewerkschaft und AMS müsste unser Antrag von der entscheidenden Instanz in Wien genehmigt werden.“ Bis das O.K. kommt, könnten noch einige Tage vergehen.
Flexible Kurzarbeit
Laut Antrag will Feinjersey die Arbeit um bis zu 50 Prozent reduzieren, wichtig sei, dass man diese Arbeitszeitkürzung flexibel handhaben könne, falls es die Auftragslage erlaube, führt Büsel weiter aus. Bezahlt werden den Feinjersey-Mitarbeiter während der Kurzarbeitsphase aus Mitteln des AMS und vom Unternehmen selbst mit 90 Prozent des Lohns.
Firmenchef Büsel will Feinjersey mit zwei verschiedenen Maßnahmen stabilisieren. Zum einen mit innovativen technischen Textilien, die z. B. in der Autoindustrie verwendet werden und seit Jahren für kontinuierliches Wachstum allerdings in der immer noch kleinen Nische sorgen, und zum anderen im Premiumbereich für Bekleidungstextilien auf dem europäischen Markt. So arbeite man z. B. schon lange mit dem Bregenzer Strumpfhersteller Wolford zusammen. Für den Produktionsbereich „Technische Textilien“ gebe es ein starkes Argument, so Büsel: „Die Verträge sind auf mehrere Jahre abgeschlossen, im Bekleidungsbereich können sie binnen weniger Wochen gekündigt werden.“
Feinjersey Fakten
» Eigentümer/Hauptaktionär:
Jörg Büsel (Anteil: 51 %)
» Beschäftigte in Vorarlberg: 230
» Beschäftigte an anderen
Standorten: 400
» Umsatz gesamt 2015
(in Mill. Euro): 55 (+0,5)
» Investitionen (in Mill. Euro): 0,8
» Export: 54 %