Ausbildung: Bitte nachbessern
Die Zahlen sprechen für sich. Monat für Monat lässt sich aus den Arbeitsmarktdaten herauslesen, wer die Verlierer beim Rennen um zukunftssichere Arbeitsplätze sind. Leider die älteren Arbeitssuchenden, aber vor allem junge Menschen, die keine Ausbildung haben. Denn sie haben sonst keine Perspektive.
Nun hat die Regierung Nägel mit Köpfen gemacht, wenn sie denn im Parlament dafür die notwendige Mehrheit erhält. Sie verpflichtet alle Jugendlichen bis 18 zu einer Ausbildung. Rund 57 Millionen Euro wird diese Maßnahme kosten – gut angelegt, denn sie schaffen langfristige Karrierechancen für die Menschen. Die Unternehmen erhalten die qualifizierten Mitarbeiter, die sie brauchen. Es wurde schon für weit weniger wichtige Maßnahmen viel Geld ausgegeben.
Der Schritt ist wichtig, doch um die verpflichtende Ausbildung zum Erfolg zu führen, bedarf es weiterer Schritte: Sinnvoll ist die Ausbildungspflicht nur, wenn die Jugendlichen etwas lernen, und dazu muss endlich auch die Reform des Bildungssystem, insgesamt angegangen werden. Und wenn die Unternehmen als Ausbilder den ihnen zustehenden Stellenwert neben den Schulen und überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) bei der Umsetzung des ambitionierten Vorhabens erhalten.
Denn die Unternehmen sind es, die beispielsweise in Vorarlberg knapp die Hälfte der Jugendlichen ausbilden, und die in ganz Österreich Tausenden Mädchen und Burschen das Handwerkszeug für ihre berufliche Laufbahn mit auf den Weg geben. Überbetriebliche Ausbildungsstätten haben natürlich Berechtigung, doch nur diese in die angedachten Maßnahmen einzubeziehen, ist nicht nachvollziehbar.
Ziel muss es sein, dass die Jugendlichen, die sich für eine Lehre entscheiden, ihre Ausbildung in einem Betrieb machen, in der Praxis ihre Fähigkeiten erlangen und sich so die Basis dafür erarbeiten, die künftig verhindern soll, dass sie auf der Strecke bleiben. Und weil Lehrlinge nicht einfach günstige Arbeitskräfte sind, sondern die Firmen Geld und Know-how in sie investieren, ist es nur gut und recht, wenn diese zumindest teilweise entlastet werden. Die Rede ist vom Blum-Bonus, der bis zu seinem politisch motivierten Ende Anreiz und Voraussetzung dafür war, dass viele Firmen überhaupt Lehrlinge ausbilden konnten. Ein Forderung übrigens, die zwar bislang nicht vorgesehen ist, die aber aus Unternehmerkreisen ebenso wie aus der Gewerkschaft und der Politik kommt. Bitte nachbessern.
Es wurde schon für weit weniger wichtige Maßnahmen als die Ausbildung viel Geld ausgegeben.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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