Die Metaller bekommen flexiblere Arbeitszeiten

Sozialpartner einigen sich auf Zeitkontenmodell. Tageshöchstarbeitszeit bleibt aber Zankapfel.
Schwarzach. (VN) Die Arbeitszeit war seit jeher ein explosives Thema zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern. Genau ein Jahr ist es beispielsweise her, dass die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche auf dem Tisch lag. Die Industrie war darüber gar nicht erfreut. Auch der Kampf für die Freizeitoption war ein langer. Die Industrie ihrerseits fordert seit Jahren flexiblere Arbeitszeiten ein. Ein Punkt, bei dem die Gewerkschaft wiederum mauerte.
Jetzt kommt allerdings Bewegung in die Sache. Denn die Sozialpartner haben sich auf ein neues Zeitkontenmodell für die Maschinen- und Metallwarenindustrie geeinigt. Abgemacht wurde dies bereits im Herbst bei der Metallerlohnrunde. Das Modell, das vom Fachverband und den Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp vereinbart wurde, tritt ab 1. Juli in Kraft und betrifft die Verteilung der Arbeitszeit.
So kann die Normalarbeitszeit innerhalb eines Rahmens in einem bestimmten Durchrechnungszeitraum (bis zu 52 Wochen) flexibel so verteilt werden, dass sie im Durchschnitt 38,5 Stunden pro Woche nicht überschreitet. Die Grenzen der Normalarbeitszeit mit neun Stunden pro Tag und 45 Stunden pro Woche bleiben gewahrt. Zusätzliche Arbeit muss spätestens zwei Wochen vor Beginn der jeweiligen Arbeitswoche angekündigt werden. Arbeitnehmer können Zeitguthaben über mehrere Jahre ansammeln.
Von beiden Seiten wird die Einigung als Zeichen funktionierender Sozialpartnerschaft gesehen. Metaller-Fachverbandsobmann Christian Knill sieht darin die Möglichkeit für die Betriebe, besser als bisher auf Auftragsschwankungen und Auftragsspitzen zu reagieren. PRO-GE-Vorsitzender Rainer Wimmer verweist auf die Vorteile für die Beschäftigten, ihre Arbeitszeit individuell mitzugestalten. Außerdem sei auch ein Anspruch auf Altersteilzeit vereinbart.
IV nicht ganz zufrieden
Erfreut ist auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl ob der Einigung. Nicht ganz jedoch die Industriellenvereinigung. „Nicht gelöst wird damit leider das Grundproblem eines zu engen gesetzlichen Arbeitszeitkorsetts“, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Der nächste Schritt müsse nun die Anhebung der Tageshöchstarbeitszeit sein, insbesondere die im Regierungsprogramm vorgesehene Anhebung bei der Gleitzeit von zehn auf zwölf Stunden. „Auch dabei geht es nicht darum, in Summe mehr zu arbeiten, sondern dann, wenn es sinnvoll ist“, stellt Neumayer klar.
Die Tageshöchstarbeitszeit ist allerdings auch einer der Punkte, bei denen die Gewerkschaft nicht so schnell kleinbeigeben dürfte. „Wir lassen uns sicher keine Diskussion aufzwingen, die nicht auf Fakten und konkreten Erfahrungen beruht“, schickt GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian schon einmal voraus. Denn wenn man darüber rede, müsse man auch über über die Begrenzung von All-In-Verträgen, Urlaubsansprüche, Zuschlagsregelungen bei Teilzeit und die Bekämpfung von Praktikumsmissbrauch sprechen, sorgt der Gewerkschafter dafür, dass es auch weiterhin spannend bleibt.
Übrigens: Mehr arbeiten für dasselbe Gehalt, darauf hat sich gerade die finnische Regierung mit den führenden Gewerkschaften des Landes verständigt. Das Abkommen sieht vor, dass rund 87 Prozent der Arbeitnehmer in Finnland pro Jahr 24 Stunden mehr arbeiten müssen, ohne dass dafür ihr Gehalt steigt. Damit soll die Wirtschaft angekurbelt werden.
Nicht gelöst wird das Problem des zu engen Arbeitszeitkorsetts.
Christoph Neumayer
Das ist ein starkes Signal an den heimischen Industriestandort.
Rainer Wimmer