“Branche entfernt sich weit vom reinen Putzen”

Majer Gebäudereinigung bietet den Kunden ein Sorglos-Paket. “Wir bieten nicht nur die Reinigung, sondern schauen auch auf sein Objekt.”
Wolfurt. Hans und Stefan Majer stehen auf Sauberkeit. Mit ihrer Gebäudereinigung setzen sie hohe Standards und haben sich auch mit dem Fokus auf die Umwelt und der qualitativen Ausbildung einen Namen gemacht.
Sie stehen seit Jahrzehnten im Dienste der Sauberkeit. Was verstehen Sie persönlich unter Dienstleistung?
Hans Majer: Es ist nicht einfach, unsere Tätigkeit beim Kunden richtig zu platzieren, weil wir im hochqualitativen Bereich tätig sind. Die Reinigung an sich wird oft gering geschätzt. Aber sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette. Ein sauberer und hygienischer Arbeitsplatz ist motivierend und kann sich positiv auf die Wertschöpfung im Betrieb auswirken. Da wir hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen als Kunden haben, die eigentümergeführt sind, ist der Firmenchef aber schon interessiert, die Substanz zu erhalten. Da gehören die Oberflächen dazu, dass die gepflegt sind. Da sind wir Spezialist und das sehen wir als Dienstleistung. Es gibt aber große Unterschiede bei den Qualitätsansprüchen zwischen privaten Firmen und öffentlichen Institutionen, die von Wien aus gelenkt und denen oft die Hände gebunden sind.
Worauf kommt es in Ihrer Branche an? Welche Anforderungen stellen die Kunden?
H.M: Die Oberflächen und modernen Materialien stellen heute ganz andere Anforderungen an die Pflege. Es gibt schon allein so viele verschiedene Gläser. Da sind die früher angewandten Methoden nicht mehr ausreichend. Das geht bis zur Osmose-Behandlung, bei der man Glasfassaden ohne Chemie reinigen kann. Auch bei Photovoltaikanlagen kann man nicht einfach mit Chemikalien ran. Da gehen wir immer neue Wege, und die Tätigkeit entfernt sich weit vom reinen Putzen. Es ist ein qualitativ hochwertiger Beruf, auch wenn das nicht überall so gesehen wird.
Sie setzen auch in der Ausbildung neue Maßstäbe, aus Ihrem Haus kommt sogar ein Vize-Europameister.
H.M: Wir wollen dem Kunden nicht nur ein verbales Versprechen abgeben, sondern durch Zertifikate nachweisen, dass wir dazu in der Lage sind. Wo Majer draufsteht, ist Majer drin. Wir bilden unser Personal selber aus, haben ein Aus- und Weiterbildungsprogramm, das in der Branche seinesgleichen sucht. Aus unserer Schmiede heraus haben wir den Bundessieger im Lehrlingswettbewerb, einen Staatsmeister und einen Vize-Europameister. Wir arbeiten mit sozialen Netzwerken zusammen, wo wir benachteiligten Jugendlichen Arbeitsplätze und Lehrplätze anbieten.
Innovativ ist auch Ihr Umweltgedanke. Sind das Argumente, auf die der Kunde Wert legt?
H.M: Wir arbeiten, wo es machbar ist, mit umweltfreundlichen Eco-Label-Produkten beziehungsweise ohne Chemikalien. Wir sind meines Wissens auch der einzige Reinigungsbetrieb in Österreich, der zu 100 Prozent klimaneutral arbeitet. Die Kunden schätzen das – neben der Ausbildung und der sozialen Kompetenz – immer mehr. Große Unternehmen sind auf dem Weg der Klimaneutralität und sind daran interessiert, Lieferanten zu beschäftigen, die das Ziel ebenfalls verfolgen. Das ist schon ein gewisser Wettbewerbsvorteil. Nur mit einer so hohen Qualität kann man eine Dienstleistung im gehobenen Bereich unterbringen. Bei Billigstbieter-Ausschreibungen machen wir nicht mit.
Sie haben kürzlich die Geschäftsführung von Ihrem Vater übernommen. Wie lief der Übergabeprozess?
Stefan Majer: Es hat sich über die Jahre so entwickelt. Die Übergabe an sich war schon seit Jahren geplant. Es war ein fließender Prozess, der auch immer noch weiterläuft. Denn es ist ein großes Unternehmen. Aber wir sind auf sehr gutem Wege.
H.M: Wir wollten dem Kunden die Sicherheit geben, dass es in bewährter Form weitergeführt wird. Darum hat sich Stefan die letzten Jahre sehr um die Kundenbeziehungen bemüht. Dort, wo ich von Nutzen bin, werde ich ihm weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Sie gehören mit 300 Mitarbeitern zu den 100 größten Betrieben im Land. Wie viel Potenzial sehen Sie noch nach oben?
H.M: Es gibt schon noch Luft nach oben. Aber als reines Familienunternehmen ist das eine beherrschbare Größe, mit der wir den Vorarlberger Markt gut bedienen können. Wobei wir Expansionen in den Bodenseeraum und nach Liechtenstein nicht ausschließen. Und es gibt Unternehmen in Vorarlberg, die noch nicht wissen, dass es gut für sie wäre, uns zu beschäftigen.
S.M: Einen Trend sehen wir auch im Hotelservice. Es gibt Betriebe im Businessbereich, die das outsourcen. Da sind wir klar führend am Markt und sehen großes Potenzial. Auch die Matratzenreinigung ist ein großes Thema. Denn ein Mitarbeiter ist fitter und bringt bessere Leistung, wenn er in der Nacht auf einer gereinigten, sauberen Matratze geschlafen hat. Auch die Reinigung ohne Chemie steht stark im Fokus. Es gibt also noch Bereiche, die Wachstumspotenzial haben.
Unser Mitbewerb verfolgt unterschiedliche Philosophien, was uns wiederum zugute kommt.

Kennzahlen
» Unternehmensgruppe: Majer Gebäudereinigung, SPS Reinigungs GmbH
» Gesellschafter: Hans Majer (80%), Gernot Gasser (20%)
» Geschäftsführer: Stefan Majer
» Gründungsjahr (Übernahme): 2003
» Mitarbeiter: 310, Lehrlinge: 3
» Umsatz 2015: 6 Millionen Euro (+10 %)
Zur Person
Hans Majer
Geboren: 06.06.1953
Im Jahr 1998 stieg Hans Majer bei der Eberle Gebäudereinigung in Wolfurt ein, im Jahr 2003 übernahm er das Unternehmen in Eigenregie.
Stefan Majer
Geboren: 03.05.1985
Seit 2016 Geschäftsführer der Hans Majer GmbH sowie der SPS Reinigungs GmbH
Ausbildung: Gebäudereinigung-Meister, kaufmännische Ausbildung