Österreich digitalisieren
Immer mehr Menschen hat die Industrialisierung in Schüben von der Dampfmaschine über die Elektrifizierung bis zur Automatisierung Arbeit, Wohlstand und Wohlfahrt gebracht. Dabei hat sich die Arbeitswelt vielfach geändert. Zugleich ist immer mehr Beschäftigung entstanden, die Freizeit beträchtlich angestiegen, die durchschnittliche Lebensspanne hat sich mehr als verdoppelt.
Jetzt stehen wir an der Schwelle zu einer vierten industriellen Revolution, dem digitalen Zeitalter. Dieses wird gekennzeichnet durch das Internet aller Dinge, Big Data mit algorithmischen Verknüpfungen. Der Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz wird alle Lebensbereiche erfassen: von der Landwirtschaft über die Haushalte, der Medizin bis hin zur Pflegeassistenz.
Industrie 4.0 wird erneut die Produktionsverhältnisse und die Arbeitswelt verändern, mit Produktivitätssteigerungen Wohlstand schaffen und die Mittel für die Sicherung der sozialen Einrichtungen erwirtschaften. Allerdings nur dann, wenn man dem demografischen Wandel des Älterwerdens auch Rechnung trägt, die Altersversorgung entsprechend anpasst und nicht für andere Zwecke missbraucht.
Schwere, monotone oder gefährliche Berufe werden wegfallen, neue hochqualifizierte hinzukommen. Schließlich müssen die Systeme entworfen, die Roboter entwickelt und betreut werden. Niemand möchte in die Zeit der Plackerei von Mägden und Knechten ohne moderne Landwirtschaftsgeräte zurückkehren. Wohl keine Frau wird sich nach den Mühsalen der Waschtage mit Trog, Rumpel und Bürste zurücksehnen oder meinen, es brauche aufgrund des Fortschritts eine Waschmaschinensteuer. Gleiches gilt für die Digitalisierung und Roboterisierung. Maschinenstürmerei wäre fehl am Platz, ebenso behindernde Vorschriften und fortschrittshemmende neue Steuern.
Vielmehr gilt es die Möglichkeiten und Chancen des digitalen Wandels zu nutzen und zu gestalten, um vorne mit dabei zu sein. Ein flächendeckendes schnelles Breitbandnetz als Beitrag für einen digitalen europäischen Binnenmarkt ist dafür Voraussetzung. Bildung, Ausbildung und Qualifikation sind auf die neuen Anforderungen auszurichten, tertiäre Ausbildung, Wissenschaft und Forschung als Grundlage für Innovation zu fördern.
Es gilt die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen und zu gestalten, um vorne mit dabei zu sein.
markt@vorarlbergernachrichten.at
Dr. Hannes Androsch ist Finanzminister i. R. und Unternehmer.
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