Die Chance liegt im Vergleich

Markt / 20.06.2016 • 22:15 Uhr
Nur mit der Bundesregierung ist die IV nicht zufrieden. Einseitige Rezepte würden die Wettbewerbsfähigkeit nicht erhöhen. Foto: VN/Paulitsch
Nur mit der Bundesregierung ist die IV nicht zufrieden. Einseitige Rezepte würden die Wettbewerbsfähigkeit nicht erhöhen. Foto: VN/Paulitsch

Industriellenvereinigung sieht im Benchmark der besten Regionen noch Potenzial für Vorarlberg.

Lustenau. (VN-reh) Die Temperaturen waren zwar noch nicht ganz sommerlich, der Stimmung beim Sommerempfang der Industriellenvereinigung tat das aber keinen Abbruch. „Ich verspüre durchaus eine positive Dynamik im Land“, sagte Präsident Martin Ohneberg. Seit der Präsentation der Industriestrategie, die unter dem Titel „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ steht, habe sich viel getan. „Der mediale Tenor, die Rückmeldungen aus der Politik, von Sozialpartnern, Organisationen, Mitgliedern, Wirtschaftstreibenden aus anderen Branchen und aus breiten Teilen der Bevölkerung waren sehr positiv“, berichtete der IV-Präsident. Es gebe viele Entscheider im Land, die gemeinsam und proaktiv an einer Verbesserung arbeiten möchten.

Viele Fragen seien aber noch zu diskutieren. Beispielsweise wie hoch man in Zukunft bauen dürfe. Das betreffe nicht nur Hochregallager, sondern auch den Wohnbau, wo man an einer Verdichtung nicht vorbeikomme. Auch bei den Landesgrünzonen sieht Ohneberg Handlungsbedarf. Es gehe aber nicht darum, diese abzuschaffen, sondern intelligent dorthin zu verlegen, wo tatsächlich Erholungsräume Sinn machen. Zudem gehe es darum, Grundstücke produktiv zur Wertschöpfung zu verwenden und Vorarlberg so zu entwickeln, damit es auch für die jüngere Generation und für externe Fachkräfte interessanter wird. Ein Ziel des IV-Präsidenten wäre auch ein Leuchtturmprojekt, das in die Welt strahlt und den Innovationsstandort Vorarlberg hervorhebt.

Vertieft wurde beim Sommerempfang vor allem das Thema „grenzüberschreitende Benchmarks“. Und da bei Spitzenreitern in der Standortpolitik immer wieder die Schweiz erwähnt wird, sprach Peter Grünenfelder, Direktor des renommierten Schweizer Think Tanks Avenir Suisse, in Lustenau vor den rund 270 Gästen. Martin Ohneberg, selbst nach eigenen Angaben prinzipiell skeptisch, was Benchmarks betrifft, stellte ein System vor, mit dessen Hilfe die Industriellenvereinigung den Standort Vorarlberg mit fünf europäischen Topregionen verglichen hat – dem Fürstentum Liechtenstein, dem Kanton St. Gallen, den Regierungsbezirken Tübingen, Stuttgart (Baden-Würtemberg) sowie Oberbayern. „Die gesamte Vierländerregion Vorarlberg, Liechtenstein, Ostschweiz, Bayern, Baden-Würtemberg hat ein gemeinsames Bruttoinlandsprodukt von 1000 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu hat gesamt Österreich ein BIP von 337 Milliarden Euro“, so Ohneberg über die beeindruckenden Zahlen.

Beim mit „Wirtschaftszehnkampf“ betitelten Vergleich wurden Wirtschaftsleistung, Beschäftigung, Kaufkraft, Arbeitsfähigkeit, Ausbildungsniveau, Patent­anmeldungen, Energie- und Grundstückskosten, Bevölkerungsentwicklung und öffentliche Schulden der jeweiligen Regionen verglichen.

Vorarlberg im Mittelfeld

Das Fazit: „Vorarlberg schneidet im Benchmarking mit seinen direkten Nachbarn großteils im Mittelfeld ab, mit Ausreißern nach unten und wenigen nach oben“, sagte Ohneberg und bekräftigte noch einmal seine Motivation zur Industriestrategie: „Es geht mir und uns keineswegs darum, Vorarlberg schlechter darzustellen, als es ist. Wir wissen, im Österreich-Vergleich ist Vorarlberg in den allermeisten wirtschaftspolitischen Indikatoren absolute Spitze. Ich bin aber auch überzeugt davon, dass das zu wenig ist und der Anspruch bei uns die Exzellenz und die internationale Spitze sein muss.“ Nur wenn man sich mit anderen Topregionen vergleiche, könne man Maßnahmen zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit setzen. „Viele Chancen und Entwicklungsschritte liegen vor der Haustür. Dazu gilt es, auch Grenzen im Kopf zu überwinden.“