Je geringer die Bildung, desto höher die Gefahr

Markt / 01.07.2016 • 22:40 Uhr
2167 offene Stellen sind beim AMS angemeldet, oft scheitert es aber an der Qualifikation der Bewerber. Foto: APA
2167 offene Stellen sind beim AMS angemeldet, oft scheitert es aber an der Qualifikation der Bewerber. Foto: APA

11.336 Menschen in Vorarlberg sind arbeitslos. Viele davon, weil ihnen eine entsprechende Qualifizierung fehlt.

Bregenz. (VN-reh) Der Arbeitsmarkt in Vorarlberg zeigt sich seit mehreren Monaten relativ stabil. Die Beschäftigung steigt und die Arbeitslosigkeit ist niedriger als im Österreichschnitt. Und dennoch sind es immer noch 11.366 Menschen im Land (Arbeitslose plus Schulungsteilnehmer), die keinen Job haben. Zum Vergleich: Mehr Arbeitslose als heute gab es nur in den „Krisenjahren“ 2009/10.

Nicht so schlimm, könnte man meinen, wenn man sieht, dass beim Arbeitsmarktservice gleichzeitig 2167 sofort verfügbare offene Stellen gemeldet sind – um 6,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Diese einfach zu vermitteln, ist allerdings nicht leicht. Denn die Gründe, wieso jemand keinen Job findet, sind herausfordernd. Fakt ist: Viele der Menschen, die arbeitslos sind, sind ungelernt oder nur gering qualifiziert und aus diesem Grund schwer am Arbeitsmarkt integrierbar. Fast die Hälfte aller Arbeitslosen hat keinen oder nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss, sprich keine weiterführende Ausbildung. Je geringer die Bildung, desto höher also die Gefahr, arbeitslos zu werden. Nicht umsonst wird Bildung sprichwörtlich gerne als „wichtiges Gut“ oder „mächtige Waffe“ bezeichnet. In einer Arbeitswelt, die immer technischer wird, wiegt dies gleich umso schwerer.

Gesundheitliche Handicaps

Das zweite bekannte Problem tritt an den „Altersrändern“ auf. Die Arbeitslosigkeit stieg innerhalb eines Jahres sowohl bei den unter 20-Jährigen (+10%) als auch bei den über 55-Jährigen (+15,1%). Während bei den Jugendlichen die vorrangige Vermittlungsschwierigkeit in der zu geringen Qualifizierung liegt, kommen bei den Älteren auch noch vermehrt gesundheitliche Einschränkungen hinzu.

Das AMS Vorarlberg will deshalb in den nächsten Monaten das Angebot zur Erlangung eines Lehrabschlusses erheblich ausweiten. Vonseiten der Bundesregierung erhofft man sich durch die Ausbildungsplicht bis 18 Jahre, die nächste Woche im Parlament beschlossen werden soll, einen großen Impuls. Das Ziel heißt, dass alle Jugendlichen eine Ausbildung absolvieren. Jenen Jugendlichen, die bereits heute ohne Ausbildung sind, hilft dies allerdings wenig. Zudem braucht es dann auch die entsprechenden Arbeitsplätze. Und dafür wiederum braucht es wirtschaftspolitische Impulse.

Während die Arbeiterkammer ihr Rezept in einer Arbeitszeitverkürzung sieht, um die Anzahl der Arbeitslosen im Land zu senken, plädieren die Arbeitgebervertreter ihrerseits für eine Senkung der Lohnnebenkosten, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wieder zu steigern. Das sei wohl zielführender, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, anstatt laut über eine Maschinensteuer und eine generelle Arbeitszeitverkürzung nachzudenken und damit Unternehmen und Investoren zu verunsichern.

Fakten

Arbeitslosigkeit in Vorarlberg
(im Vergleich zum Vorjahr):

» unselbstständig Beschäftigte: 159.000 (+ 2 Prozent)

» vorgemerkte Arbeitslose: 9163
(- 0,2 Prozent) – davon 4812 Männer und 4351 Frauen

» Schulungsteilnehmer: 2203
(- 0,1 Prozent)

» gemeldete offene Stellen: 2167
(+ 6,1 Prozent)

» sofort verfügbare Lehrstellensuchende: 245

» verfügb. offene Lehrstellen: 110

» Zugänge in Arbeitslosigkeit: 2496

» Abgänge aus Arbeitslosigkeit: 3539

» Arbeitslosenquote: 5,4 Prozent