Wirtschaftsstandort Wil baut auf Vorarlberger Expertise

Schweiz muss immer als Vorbild herhalten, wenn es um Standortentwicklung geht. Doch es geht auch anders.
Dornbirn, Wil. (VN-sca) Gerade hat die Industriellenvereinigung Vorarlberg im Zuge ihrer Industriestrategie „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ wieder mit eindrucksvollen Zahlen dokumentiert, dass sich der Standort Vorarlberg an der Schweiz messen muss, will er dem Titel entsprechend an die Spitze der Spitzenregionen gelangen. Das mag wohl so sein, allerdings gibt es in der Schweiz auch Standorte, die den umgekehrten Weg gehen.
Vorarlberger Know-how
Die Regio Wil sucht nämlich Unterstützung in der österreichischen Nachbarschaft, konkret beim in Dornbirn domizilierten Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung (ISK). Die Regio Wil ist ein interkantonaler Zusammenschluss von 22 Gemeinden, davon 13 Thurgauer und neun St. Galler Ortschaften, mit einer Gesamtbevölkerung von 113.000 Personen. Wil gilt als dynamische Wirtschaftsregion mit Kennzahlen im vorderen Bereich des schweizweiten Vergleichs. „Dieser Auftrag war eine besondere Herausforderung – und wir haben ihn gegen starke Konkurrenz in der Schweiz als Vorarlberger Standortentwickler gewonnen“, freut sich Gerald Mathis, Geschäftsführer des Instituts und Leiter des Hochschullehrgangs Standort- und Regionalmanagement an der Fachhochschule Vorarlberg.
Die Referenzen der Vorarlberger Standortfachleute können sich sehen lassen. Das ISK hat Regionalentwicklungsprozesse in Deutschland ebenso angeschoben wie in ganz Österreich und in einer Reihe von Vorarlberger Gemeinden. In Wil dauerten die Arbeiten am Standort- und Wirtschaftsentwicklungsprozess eineinhalb Jahre, nun wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen in einer Delegiertenversammlung von allen 22 Gemeinden verabschiedet.
Das ISK hat nach gründlicher Analyse der Situation fünf Handlungsfelder definiert, welche die Voraussetzungen schaffen sollen, um den Standort zukunftsfit zu machen.
„Quantensprung“
Besonders wichtig für die Schweizer Nachbarn ist das Flächenmanagement. Stefan Frey, Präsident der Fachgruppe Wirtschaft in der Regio Wil, spricht im Zusammenhang mit dem Bodenmanagement von einem „Quantensprung“. Die Regio wolle aktiv in die Bodenpolitik einsteigen, selbst Liegenschaften erwerben und ohne Gewinnabsicht an entsprechende Interessenten weiterverkaufen. Absichten stecken natürlich schon dahinter – nämlich die Schaffung von Arbeitsplätzen und Ansiedlung von Steuern zahlenden Unternehmen. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt die Stadt Dornbirn, die genau so vorgeht und gerade das Industriegebiet Pfeller so bespielt. Kein Wunder, wird doch das ausgelagerte Standort- und Gründerzentrum der Dornbirner von ISK gemanagt.
Lehrplätze sicherstellen
Ganz wichtig ist den Schweizer Auftraggebern im Zusammenhang mit der Standortentwicklung auch die Berufs- und Weiterbildung. Eine langfristige und nachhaltige Sicherstellung von Ausbildungsplätzen wurde deshalb den Unternehmen der Region ins Stammbuch geschrieben. Eine Plattform für die Bewusstseinsbildung und die Zusammenführung der angehenden Lernenden wird angestrebt und soll zeitnah umgesetzt werden. Es gilt, die momentane Aufbruchsstimmung in der kantonübergreifenden Regio dafür zu nutzen.
Gerald Mathis freut sich über den Auftrag aus der Eidgenossenschaft natürlich besonders. „Ich denke, das ist ein schöner Erfolg, auch weil in Vorarlberg immer die Schweiz als Vorbild genannt wird.“
Wir haben gegen starke Schweizer Konkurrenz gewonnen.
Gerald Mathis, ISK