Ist der Damm endgültig gebrochen?

Markt / 12.07.2016 • 22:21 Uhr
Ist der Damm endgültig gebrochen?

Euronet führt Bankomatgebühr ein und entflammt Diskussion. Schelling: Nicht für eigene Kunden.

Wien. (VN) 94 Prozent der Österreicher nutzen mehr oder weniger regelmäßig den Bankomaten. Wie wichtig den Österreichern das (Gratis-)Abheben von Bargeld am Automaten ist, beweist die helle Aufregung, die regelmäßig ausbricht, wenn die Gebührenfrage hochkocht. Ursache der aktuellen Diskussion: Die US-Firma Euronet, die in Österreich knapp 70 Geldausgabeautomaten betreibt, verlangt seit Kurzem pro Abhebung 1,95 Euro. Einen Warnhinweis dazu findet man nicht direkt am Bankomaten selbst, sondern erst beim letzten Abwicklungsschritt vor der Bestätigung der Behebung am Display. In Vorarlberg steht übrigens nur ein Euronet-Bankomat, und zwar in Zürs.

Finanzminister Hans Jörg Schelling schließt eine Bankomatgebühr für die eigenen Bankkunden aber aus. Er habe immer gesagt, dass die Banken für die eigenen Kunden keine Gebühr einheben. Für ihn ist es verständlich, „dass ein Drittanbieter, der keine direkte Kundenbeziehung hat, dieses Gerät vermarkten will. Aber es ist kein guter Weg, der hier beschritten wird, und wir werden uns das nächste Woche auch mit der Bundeswettbewerbsbehörde noch einmal genau anschauen.“

Der Verein für Konsumenteninformation kritisiert, dass die Kunden von Euronet nicht deutlich genug auf die Abhebungsgebühr aufmerksam gemacht werden. Und während Konsumentenschützer und -politiker fürchten, dass die Dämme nun gebrochen sind und das Beispiel von Euronet bald Schule macht, glaubt die Wirtschaftskammer nicht an einen Dammbruch. Die heimischen Banken werden keine Bankomatgebühren verlangen, ist der Obmann der Sparte Banken in der Wirtschaftskammer, Franz Rudorfer, überzeugt. Beim sogenannten Bankomatgipfel sei es um Bankomatgebühren gegangen, die Kunden für Abhebungen von Bankomaten bezahlen sollen, die nicht ihrer Hausbank gehören. Völlig tabu sind Bankomatgebühren für Banken in Österreich aber nicht mehr. Bei verschiedenen Banken laufen Überlegungen, ob sie für Abhebungen am Bankomat Geld verlangen werden. So verwies Vorarlbergs Raiffeisen-Chef Wilfried Hopfner schon im April darauf, dass man die Diskussion führen müsse, auch weil die Gratis-Bargeldbehebung ein europäisches Unikum sei. Aber wenn, dann werde es so sein, dass für die Behebungen eigener Kunden ein anderer Tarif gelten werde.