„Exporte sind um 7,2 Prozent gestiegen“

Spaniens Wirtschaft floriert, erklärt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Michael Spalek.
MADRID. Verschiedene Initiativen und Investitionsanreize sowie eine konsequente Krisenbekämpfungsstrategie haben in Spanien für einen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt. Davon profitieren auch Vorarlberger Firmen.
Spanien hat den Weg aus der Rezession geschafft. Durch welche Maßnahmen ist das gelungen?
Spalek: Die Basis der erfolgreichen Krisenbekämpfungsstrategie waren eine strikte Budgetkontrolle und Haushaltskonsolidierung sowie eine stärkere europäische Integration, mit den Schwerpunkten Bankenunion, gemeinsame Währungspolitik und Koordination der Fiskalpolitiken. Auch Reformen hinsichtlich Arbeitsmarkt, Pensionen sowie Steuern wirkten sich positiv auf die Entwicklung aus.
Dennoch ist derzeit nicht klar, welche Regierung die Geschicke in den nächsten Jahren bestimmen wird. Welche Themen muss eine Regierung angehen?
Spalek: Das Hauptthema Nummer eins ist sicherlich die Senkung der Arbeitslosigkeit. Unterschiedlich sind hingegen die Meinungen, was die hohe Staatsverschuldung von nahezu 100 Prozent des BIP betrifft. Die Senkung des Budgetdefizits ist eines der Hauptkriterien der EU und auch rechter Parteien. Die Linken wie Podemos gehen von dieser Politik des Sparkurses stark ab. Die hohe Verschuldung hängt sicher wie ein Damoklesschwert über der spanischen Wirtschaft.
Das Land gilt trotz politischer Krise als wirtschaftlich stabil. Was unternimmt Spanien, um weiter ein starker Handelspartner in der EU zu sein?
Spalek: Verschiedene Initiativen sollen die Zahl der Exporteure und deren Firmengröße steigern, mit dem Ziel, eine Exportquote von 50 Prozent zu erreichen. Auch der Tourismus punktet mit einem wachsenden Angebot und verbesserter Qualität. Ein weiteres Potenzial liegt in längeren Saisonen. Mit einer steigenden Kaufkraft der Bevölkerung und einem erleichterten Zugang zu Krediten ist weiteres Wachstum möglich. Das gilt auch für die Industrie, indem durch Investitionsanreize die Wettbewerbsfähigkeit weiter gesteigert wird. Die Trendwende bei den Investitionen brachten ausländisches Kapital und der erleichterte Zugang zu Hypotheken und deren Konditionen. Zudem gibt es durch staatliche Initiativen weitere Förderungen der Reindustrialisierung, von Neugründungen und von Schlüsselindustrien.
Welches ungenutzte Potenzial gibt es in Spanien? Was bedeutet das für die Wirtschaft des Landes und in Folge für österreichische Unternehmen?
Spalek: Insgesamt stiegen die österreichischen Exporte 2015 um 7,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, die Importe um 2,8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Die Exportwirtschaft ist durch den erhöhten Konkurrenzdruck auf internationalen Märkten gezwungen, in moderne Maschinen zu investieren. Dabei zeigt sich, dass österreichische Produkte in der Kfz-, Pharma- und auch in der Lebensmittelindustrie sowie in der Automatisierung gute Erfolge erzielen. Gute Chancen bieten sich auch in Teilbereichen der Energietechnik und Infrastruktur. Besondere Möglichkeiten bestehen auch in den Bereichen Gesundheit, Altersvorsorge, Biotechnologie und im gehobenen Konsumgütersektor sowie im Dienstleistungssektor. Im ersten Quartal 2016 wuchsen die österreichischen Exporte um weitere 2,6 Prozent, die spanischen um 9,8 Prozent.