Vorarlbergs Wirtschaft weiter im Spitzenfeld

Markt / 04.09.2016 • 19:22 Uhr

Konjunkturanalyse sieht Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. Brexit spür-, aber verkraftbar.

Bregenz. (VN-reh) Manche Dinge ist man fast schon gewohnt, zum Beispiel, dass Vorarlbergs Wirtschaft im Bundesländervergleich bei den meisten Parametern immer besonders gut abschneidet. Das zeigt auch die aktuelle Konjunkturanalyse der Bank Austria. Laut dieser ist Vorarlbergs Wirtschaft dank Industrie, Tourismus und Einzelhandel derzeit gut im Schwung. „Nach unseren Schätzungen konnte die Vorarlberger Wirtschaft im ersten Halbjahr um etwa 1,9 Prozent zulegen“, freut sich Hans Winter, Bank-Austria-Landesdirektor Firmenkunden. Er ergänzt: „Das Ländle liegt damit hinter dem Burgenland an zweiter Stelle im Bundesländerranking und weist wie schon in den Jahren 2013 bis 2015 ein deutlich über dem gesamtösterreichischen Wert liegendes Wachstum auf.“ Vorarlbergs Wirtschaft liegt also weiterhin im österreichischen Spitzenfeld.

Die Vorarlberger Sachgüterindustrie konnte nach einem guten Jahr 2015 mit einem Anstieg der abgesetzten Produktion um über vier Prozent im Jahresvergleich auch in den ersten Monaten 2016 die Produktion erneut ausweiten. Dabei war vor allem der Maschinenbau, der mit einem Anteil von knapp 20 Prozent an der Produktion auch der wichtigste Sektor der Vorarlberger Industrie ist und nach einem eher schwachen Vorjahr Aufholbedarf hat, der Eckpfeiler der Aufwärtsentwicklung. Der Einzelhandel wuchs im ersten Halbjahr um robuste 1,8 Prozent real, und im Tourismus ging die gute Wintersaison nahtlos in eine gute Sommersaison über.

Arbeitsmarkt mit Trendwende

Die gute Konjunkturentwicklung der ersten Monate des laufenden Jahres hat sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt in Vorarlberg ausgewirkt. Die Anzahl der Arbeitssuchenden sank von Jänner bis Juli 2016 um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Trotz der steigenden geopolitischen Unsicherheiten aufgrund von Brexit, Türkei-Krise und den US-Wahlen gehen wir von einer anhaltenden Erholung am Arbeitsmarkt aus, unterstützt durch den nachlassenden Anstieg des Arbeitskräfteangebots in Vorarlberg“, sagt Bank-Austria-Ökonom Robert Schwarz. Die Arbeitslosenquote werde im Jahresdurchschnitt 2016 mit 6,0 Prozent erstmals seit vier Jahren geringer als im Jahr davor ausfallen.

Brexit mit Folgen

So positiv soll es weitergehen. „Die Vorarlberger Wirtschaft wird auch in der zweiten Jahreshälfte 2016 weiter auf solidem Wachstumskurs sein. Wir erwarten, dass das Wirtschaftswachstum mit 1,8 Prozent im Gesamtjahr 2016 wieder über dem Wert für Gesamtösterreich von 1,5 Prozent liegen wird“, so Hans Winter. Einziger Wermutstropfen: Das Brexit-Votum werde nicht ohne wirtschaftliche Folgen für Vorarlberg über die Bühne gehen und für den Tourismus und die Exportindustrie ab Ende des Jahres spürbar werden, ist sich die Bank Austria sicher.

Mit einem Exportwert von rund 330 Millionen Euro ist das Vereinigte Königreich der sechstgrößte Exportmarkt Vorarlbergs. Zudem war das Vereinigte Königreich 2015 mit knapp 31.800 Ankünften immerhin auch das sechstwichtigste Herkunftsland von Touristen außerhalb Österreichs. „Die Abschwächung des britischen Pfunds nach dem Brexit-Votum um rund zehn Prozent werden Waren aus Vorarlberg am britischen Markt verteuern und auch für britische Touristen, die vor allem im Winter gerne nach Vorarlberg kommen, könnten die wechselkursbedingt höheren Preise abschreckend wirken“, so Ökonom Robert Schwarz.

Auswirkungen verkraftbar

Insgesamt werde die Konjunkturentwicklung in Vorarlberg 2017 durch die Brexit-Auswirkungen belastet werden. Die Wachstumsprognose für Vorarlberg hat die Bank Austria infolge der Brexit-Entscheidung um fast 0,5 Prozentpunkte auf 1,2 Prozent 2017 verringert. Damit wird Vorarlberg aber weiterhin ein stärkeres Wirtschaftswachstum als Gesamtösterreich erreichen. Schwarz ist sich zudem sicher: „Die Vorarlberger Exportindustrie und die Tourismuswirtschaft werden die Brexit-Folgen spüren, aber die Auswirkungen sind verkraftbar und werden durch Gegeneffekte, wie etwa den starken Franken, abgefedert.“

Die Vorarlberger Wirtschaft konnte um 1,9 Prozent zulegen.

Hans Winter