Mehr Heizöl ins Feuer gegossen

Markt / 05.09.2016 • 22:31 Uhr
Die Vorarlberger vertrauen nach wie vor der Ölheizung, trotz massiver Maßnahmen dagegen.  Foto: APA
Die Vorarlberger vertrauen nach wie vor der Ölheizung, trotz massiver Maßnahmen dagegen. Foto: APA

Trotz Gegenwind: Die Zahl der Ölheizungen ist seit 1996 um zwölf Prozent gestiegen.

Schwarzach. (VN-sca) Das Vorarlberger Energieinstitut feierte im vergangenen Jahr den 30sten Geburtstag. Eines seiner Hauptanliegen ist der Umstieg von fossiler auf alternative Energie im Wohnbau. Dafür wurde das Team des Instituts von den Anfängen mit zwei Mitarbeitern auf inzwischen 50 fixe Mitarbeiter ausgebaut. Beratung für die Bürger und natürlich für die Politik ist die Hauptaufgabe der Fachleute.

Ölverbrauch rückläufig

Doch obwohl aus allen Kanonen, von der Öffentlichkeitsarbeit über Förderungen bis zu Gesetzen, gegen überholte Energiekonzepte geschossen wird, hält sich der Erfolg offensichtlich in Grenzen, im Gegenteil, die Zahlen sind quasi Öl im Feuer der Energieexperten. In Vorarlberg heizen nämlich nach wie vor rund 58.000 Haushalte mit Öl. Und nicht nur das: Statt dass die Zahl der Ölheizungen in den vergangenen 20 Jahren zurückging, hat sie um zwölf Prozent zugenommen, so die Zahlen der Statistik Austria, auf die das Institut für Wärme und Öltechnik (IWO, eine Einrichtung der Mineralölwirtschaft mit Mitgliedern von der Industrie bis zum Energiehandel und zu Installationsunternehmen) zurückgegriffen hat. Allerdings: Auch wenn die Zahl der Ölheizungen gestiegen und nach wie vor hoch ist, ist in der Zeit von 1996 bis 2014 der Verbrauch von Heizöl in Vorarlberg von knapp 137.000 Tonnen auf rund 65.000 Tonnen zurückgegangen. Das sind Einsparungen von 58 Prozent, rechnet der Leiter des Instituts, Martin Reichard, vor.

2194 Kessel getauscht

Seit 2009 wurden in Vorarlberg exakt 2194 veraltete Heizkessel gegen effiziente und und damit auch umweltschonende Ölbrennwertgeräte getauscht. 221 Gigawattstunden bzw. 0,7 Petajoule Energie konnten dadurch eingespart werden.

In Gesamtösterreich ist übrigens die Zahl der Haushalte mit Ölheizung im gleichen Zeitraum leicht gesunken. Den höchsten Anteil der Wohngebäude mit Ölzentralheizung in Vorarlberg hat übrigens der Bezirk Bludenz. Dort heizt mehr als die Hälfte aller Haushalte mit Öl. In den Bezirken Bregenz, Dornbirn und Feldkirch werden zwischen 20 und 40 Prozent der Häuser und Wohnungen mit Öl beheizt. Insgesamt deckt Heizöl rund 27 Prozent des Raumwärmebedarfs der privaten Haushalte und Dienstleistungsbetriebe in Vorarlberg.

Reichard plädiert mit diesen Zahlen im Hintergrund für einen angemessenen Energiemix: “Eine rasche Umstellung auf erneuerbare Energie ist weder realistisch noch eine gute Idee. Denn dann müssten alle Ölheizungsbesitzer auf die teuren Erneuerbaren umsteigen. Das ist gerade für sozial schwächere Haushalte illusorisch“, nimmt Reichard Stellung zur Vorarlberger Energieautonomie, deren Ziel es ist, bis 2050 im Bereich Wärme und Strom energieunabhängig und frei von fossilen Energieträgern zu werden. Er erinnert daran, dass das Land die sichere und kontinuierliche Wärmeversorgung der Menschen gewährleisten und soziale Aspekte beim Heizen berücksichtigen müsse.

Festbrennstoffheizungen, sagt er in Richtung Pelletsanlagen, seien für einen nicht unwesentlichen Anteil der Luftschadstoffe verantwortlich. Selbst bei einer Umstellung aller Ölheizungen auf modernste Holzpelletsanlagen käme es zu einer Steigerung der Feinstaubbelastung von 2,327 Prozent, streicht er heraus, was gegen die Energiealternative spricht.

Mehr Heizöl ins Feuer gegossen

Extra leicht

Mit 1. Jänner 2018 dürfen nur noch Heizungen in großen Gebäuden mit einer Nennwärmeleistung von mehr als 400 Kilowatt mit Heizöl leicht befeuert werden. In allen anderen Großanlagen muss die Ölheizung noch 2017 auf eine Verbrennung mit Heizöl Extra leicht umgestellt werden.