Die Schicksalsjahre eines jeden Gründers
28 Prozent der insolventen Firmen in Vorarlberg sind nicht älter als drei Jahre: niedrigster Wert in Österreich.
Schwarzach. (VN-reh) Oft ist der Weg anfangs holprig. Gerade wenn man sich selbstständig gemacht hat, entscheiden die ersten Jahre über Erfolg oder Misserfolg. Die ersten Jahre nach der Gründung sind quasi die Schicksalsjahre. Denn da erweist es sich, ob realistisch geplant, richtig finanziert und mit Tüchtigkeit und Glück gearbeitet wurde. Während viele Unternehmen bald auf erfolgreichen Beinen stehen, gibt es aber auch jene, die scheitern. Das untermauert nun eine aktuelle Studie des Kreditschutzverbandes KSV1870.
Über ein Drittel (36,2 Prozent) aller insolventen Unternehmen in Österreich ist nicht älter als drei Jahre. Zudem ist der Anteil junger Unternehmen an allen Insolvenzen zuletzt gestiegen. Die Zahl der Gründungen stieg 2015 im Vergleich zu 2014 um sechs Prozent. Genau um diesen Prozentsatz gibt es auch mehr junge Unternehmen in der Liste der Pleiten, so der KSV1870. “Je mehr gegründet wird, desto mehr junge Insolvenzen gibt es auch.”
Musterland Vorarlberg
Das liefert auch die Begründung für die unterschiedlichen Zahlen in den Bundesländern. Während beim Spitzenreiter Wien 44 Prozent aller insolventen Unternehmen nicht älter als drei Jahre sind, kommt das Musterland Vorarlberg auf einen Wert von nur 28 Prozent. Einen Ausreißer gibt es dennoch: Niederösterreich verzeichnet mehr Gründungen als Wien, hat aber trotzdem einen deutlich geringeren Anteil von jungen Unternehmen an den Gesamtinsolvenzen. “Das gehört noch näher untersucht”, sagt KSV1870-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. “Vielleicht berät Niederösterreich seine Gründer besser oder Wien weniger gut.” Das könne man aber nicht aus der Ferne beurteilen. Auf eine gute Beratung wird jedenfalls in Vorarlberg gesetzt. Allein die Gründerworkshops der Wirtschaftskammer verzeichneten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 20 Prozent mehr Teilnehmer.
Überfordernde Regulative
In Vorarlberg wurden im ersten Halbjahr insgesamt 529 Unternehmen gegründet, um 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. In die Pleite schlitterten im selben Zeitraum 70 Betriebe, knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr. Dabei waren es bis auf zwei Ausnahmen nur kleine Firmen; laut KSV1870-Vorarlberg-Niederlassungsleiter Armin Rupp überfordere diese oftmal die zunehmende Zahl an Regulativen. Der fehlende kaufmännische Überblick sei oftmals der Grund, der zum Scheitern führt.