Förderung mit „zu großem Rucksack“

Markt / 16.09.2016 • 20:04 Uhr
Geschoßwohnungen sind bei Vorarlbergern im Trend. 1020 Wohnungen wurden 2015 gefördert. Foto: VN/Steurer
Geschoßwohnungen sind bei Vorarlbergern im Trend. 1020 Wohnungen wurden 2015 gefördert. Foto: VN/Steurer

Vorarlberger finanzieren neues Zuhause meist ohne Wohnbauförderung. 

Wien, Schwarzach. (VN-sca) Das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) in Wien, hat im Auftrag des Fachverbands Stein und Keramische Industrie in der Wirtschaftskammer die Wohnbauförderung in Österreich untersucht. Der Leiter des Institutes, der gebürtige Vorarlberger Wolfgang Amann, zog die entsprechenden Schlüsse aus den Zahlen. Österreichweit ging die Wohnbauförderung im Jahr 2015 um 14 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zurück (- 420 Mill. gegenüber  2014) – und das obwohl die Wohnbaubewilligungen mit 65.700 Bewilligungen ein 20-Jahres-Hoch erreichten.

Für den Auftraggeber der Studie, Fachverbandsgeschäftsführer Andreas Pfeiler, wird hier ein falscher Weg eingeschlagen. „Die österreichische Wohnbauförderung ist ein europäisches Erfolgsmodell. Dass nun die Förderausgaben um 14 Prozent zurückgefahren wurden, ist hinsichtlich der starken Zuwanderung und des entstehenden Wohnbedarfs fatal. Diese Herausforderung muss insbesondere auch wohnungspolitisch beantwortet werden“, kommentiert Pfeiler die aktuelle Statistik. Allerdings verweist er auf die unterschiedlichen Entwicklungen einzelner Bundesländer. Während Tirol, Vorarlberg und die Steiermark die Ausgaben annähernd konstant hielten, waren sie in Salzburg, Niederösterreich, Wien und im Burgenland stark rückläufig.

Der Bauboom wird durch den frei finanzierten Neubau getragen. Nur noch 30 Prozent  der neu errichteten Eigenheime und 60 Prozent der Geschoßwohnungen werden mit Fördermitteln kofinanziert. Ein Trend, der auch in Vorarlberg zu beobachten ist. „2015 gab es in Vorarlberg nur 200 Förderzusicherungen für Eigenheime, Ende der 1990er-Jahre waren das noch rund 1000 jährlich“, stellt Amann im Gespräch mit den VN fest. Ein Grund sieht er im „ziemlich großen Rucksack“ der zur Erlangung der Förderung mitgeschleppt werden muss – sprich zahlreichen Anforderungen hauptsächlich im Bereich der Energieeffizienz (siehe Bericht D2 zum Energieinstitut). Auch wenn es sich langfristig vielleicht rechnen würde, „haben die Häuslebauer lieber zehn Quadratmeter mehr und einen schlechteren Standard“. Viele finanzieren nur über die Bank, aber viele haben laut Amann auch ordentliche Reserven, die beim Bau eingesetzt werden. Gestiegen sind indes die Förderungen für Geschoßwohnungen, 1020 Wohnungen im Land erhielten 2015 eine Zusage des Landes. Insgesamt bleibt dennoch ein Minus: Im vergangenen Jahr sind laut Studie die Förderzusagen in Vorarlberg um ein Prozent zurückgegangen, im Zehnjahresschnitt um neun Prozent. Vorarlberg liegt mit 3,2 Förderungen pro 1000 Einwohnern übrigens ziemlich genau im Österreichschnitt (3,0).

Erfreulich aus Sicht Amanns ist die Finanzierung der Förderung in Vorarlberg: Vorarlberg kann die Förderungen allein aus den Rückflüssen finanzieren. Als einziges Bundesland gibt es sogar einen Überschuss von 30 Millionen Euro. „Da hat Vorarlberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern alles richtig gemacht als man sich entschied, Darlehen zu bezuschussen und keine Annuitätenzuschüsse zu geben.“

Vorarlberg kann die Förderung aus Rückflüssen finanzieren.

Wolfgang Amann
Geschosswohnungen sind bei Vorarlberger im Trend. 1020 Wohnungen wurden 2015 gefördert. Foto: VN/Steurer

Geschosswohnungen sind bei Vorarlberger im Trend. 1020 Wohnungen wurden 2015 gefördert. Foto: VN/Steurer