Auf Wohnbauboom folgt die Krise

Vorarlberg / 21.11.2025 • 08:39 Uhr
Auf Wohnbauboom folgt die Krise
In den vergangenen Jahren ist viel gebaut worden in Vorarlberg. Auch 2024 ist ein Einbruch bei den Wohnungsfertigstellungen ausgeblieben. Er kommt jedoch, sagen Experten. Foto: VN/Böcken

Für heuer und 2026 zeichnet sich ein starker Rückgang der Fertigstellungen ab.

SCHWARZACH. „Im Rheintal sieht man, dass in jüngster Zeit sehr viele Wohnanlagen errichtet worden sind“, sagt Michael Klien. Klien lebt in Wien und arbeitet am dortigen Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Er weiß, wovon er spricht. Der gebürtige Dornbirner ist Wohnbauexperte und immer wieder im Land unterwegs.

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Seine Wahrnehmung wird im Übrigen durch Daten bestätigt, die die Statistik Austria gerade veröffentlicht hat: In Vorarlberg sind im vergangenen Jahr 3582 Wohnungen fertiggestellt worden. Das waren relativ viele, auch gemessen an der Bevölkerung. In der ersten Hälfte der 2010er Jahren beispielsweise hatte es sich durchwegs um weniger gehandelt. Auf der anderen Seite waren es zwar nicht so viele wie 2023, mit rund drei Prozent fiel der Rückgang jedoch moderat aus. Vor allem auch im bundesweiten Vergleich. In Österreich insgesamt ist es einem Einbruch um 20 Prozent gekommen.

Wolgang Amann
„Vorarlberg hatte 2024 im Gegensatz zu den anderen Bundesländern einen gewaltigen Output“, meint Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen. Foto: IIBW

„Vorarlberg hatte im Gegensatz zu den anderen Bundesländern einen gewaltigen Output“, meint Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen: „Er hat beinahe den Boomjahren entsprochen.“

„Krise? Welche Krise?“, könnte man sich insofern fragen. Man sollte sich jedoch nicht täuschen lassen: Klien und Amann weisen übereinstimmend darauf hin, dass die Fertigstellungen des vergangenen Jahres die Baubewilligungen vorangegangener Jahre waren. Und dass die wenigen Bewilligungen, die es vor allem 2023 und 2024 gegeben hat, erst zunehmend bemerkbar werden: „Es wird heuer und im kommenden Jahr sehr viel weniger Fertigstellungen geben. Das Angebot an neuen Wohnungen wird massiv zurückgehen“, so Amann: „Das ist unausweichlich.“

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„Es geht kaum anders“, sagt Klien: Im Durchschnitt werden bewilligte Projekte seinen Angaben zufolge nach 2,3 Jahren fertiggestellt. Bei größeren Anlagen dauert es länger, bei Einfamilienhäusern weniger lang. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass der kleine Rückgang bei den Fertigstellungen, den es hierzulande schon im vergangenen Jahr gegeben hat, auf Wohnungen in neuen Gebäuden mit einer oder zwei Wohnungen gegeben hat. Dazu zählen klassische Eigenheime.

Auf Wohnbauboom folgt die Krise
„Das ist ein langfristiger Trend“, erklärt Michael Klien: „Vor allem im Rheintal, wo Bauland teuer ist, macht es Sinn, sich in einem bestehenden Gebäude Wohnraum zu verschaffen.“ Foto: WIFO

Immerhin: Längerfristig werden alles in allem wohl wieder mehr Wohnungen entstehen. Auch das ist bereits absehbar: Bei den Baubewilligungen geht’s wieder nach oben. Entsprechend sollte es in zwei, drei Jahren wieder mehr Fertigstellungen geben. In Summe, wohlgemerkt.

Auffallend ist nämlich, dass relativ viele neue Wohnungen durch An- oder Umbauten zustande kommen. „Das ist ein langfristiger Trend“, erklärt Klien: „Vor allem im Rheintal, wo Bauland teuer ist, macht es Sinn, sich in einem bestehenden Gebäude Wohnraum zu verschaffen.“

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„An- und Umbauten sind aufgrund der hohen Grundstückspreise für immer mehr Menschen in Vorarlberg die einzige Option, zu eigenem Wohnraum zu kommen. Vor allem für Junge, bei denen die Möglichkeit dazu zum Beispiel im Elternhaus besteht“, bekräftigt Amann. Ergebnis: Die Anzahl neuer Wohnungen, die so entstehen, nähert sich der neuer Eigenheime an. Im vergangenen Jahr belief sich das Verhältnis auf 554 zu 633.