“Es fehlt der Politik Mut für Visionen”
Eine private Initiative will Ideen für die Zukunft der Dornbirner Innenstadt entwickeln.
Dornbirn. (VN-sca) „Die CIMA-Untersuchung zeigt deutlich, dass Dornbirn auf einem sehr guten Weg ist. Gerade der bunte Branchenmix in der Innenstadt und die hervorragende Infrastruktur machen Dornbirn zu einer attraktiven Einkaufsstadt für alle“, stellte Bürgermeisterin Andrea Kaufmann bei der Präsentation der Detailergebnisse der Kaufkraftstromuntersuchung für Dornbirn vor Dornbirner Kaufleuten fest. Doch ganz so überzeugt wie ihr Stadtoberhaupt waren diese bei der Veranstaltung nicht.
In den vergangenen Jahren sind in Vorarlbergs Einkaufsstadt Nummer eins die Flächenproduktivität wie die Kaufkraft gesunken, eine Folge der vielen Diskonter und Fachmärkte, wie Studienautor Roland Murauer von CIMA schlussfolgert. Da tröstet auch nicht, dass Dornbirn nach wie vor weit vor den Mitbewerbern liegt.
Obwohl seit 2009 über 4000 Quadratmeter Verkaufsflächen verloren gingen, gebe es, so Stadtmarkt-Besitzer Anton Fink, immer noch zu viel Fläche. 2,2 Quadratmeter pro Kopf, das ist weit mehr als im Nachbarland Deutschland (1,46 m2). Wenn man dann noch die Abflüsse in Richtung Onlinehandel dazurechne, müsse reduziert werden. Und gleichzeitig müssen, so der gelernte Architekt und Immobilienentwickler, neue Ideen umgesetzt werden. Eine lose Bürgerinitiative will schon in den nächsten Wochen mit Vorträgen, Best-practice-Beispielen aus anderen Städten, mit Visionen und handfesten Vorschlägen aktiv werden. „Es fehlt in der Politik und in der Stadtplanung oft der Mut für Visionen.“
Besonders die 1B-Lagen seien in Gefahr, weiter an Attraktivität zu verlieren, sagt Fink. Durch die Vermietung an Wettbüros und Nagelstudios sei die Abwärtsspirale nicht aufzuhalten, ätzt er. Die Politik, konkret die Raumplanung, sei gefordert: Es dürfe keine Ausnahmeregelungen mehr geben. „Wir müssen zuerst die Schleusen schließen und dann die Innenstädte fit machen.“
Auch wenn er den Veranstaltungen der Initiative nicht vorgreifen will, eine Idee ist ihm schon zu entlocken und die ist nahe an den Empfehlungen der CIMA. In der künftigen Fußgängerzone Schulgasse könnte er sich eine Überdachung zwischen Stadtmarkt und Vereinshaus vorstellen: eine Halle für Geschäfte, Kultur und Aktionen, wie sie gerade in Rotterdam, allerdings weit größer, eröffnet wurde und zum Anziehungspunkt geworden ist. Aber das ist wirklich noch eine Vision.