„Die Emotion am Tier ist das, von dem wir leben“

Markt / 23.09.2016 • 20:37 Uhr
Die Vorschriften im Tiernahrungsbereich sind dieselben, die für die Lebensmittelproduktion gelten.
Die Vorschriften im Tiernahrungsbereich sind dieselben, die für die Lebensmittelproduktion gelten.

Hörbranz. Christoph Rupp leitet zusammen mit Vater Hubert die Geschicke des Hörbranzer Unternehmens, dessen wichtigster Geschäftszweig heute neben der Produktion von Mehl und Haferflocken die Heimtiernahrung ist.

Ihr Unternehmen hat schon in den 70er-Jahren ein weiteres Standbein entwickelt. Wie sieht die Aufteilung zwischen der Produktion von Nahrungsmittel für Mensch und Tierfutter heute aus?

Rupp: Damals war es ein kleiner Familienbetrieb, und mein Vater hat in den 70er-Jahren gemerkt, dass es immer mehr Heimtiere und immer weniger Kinder gibt. Da unser Familienteil den Flockenbereich hatte, also Hafer- und Getreideflocken hergestellt hat, hat er dann daraus die erste Hundevollnahrung entwickelt. Die gibt es in fast unveränderter Form heute noch. Das hat sich dann Schritt für Schritt so weiterentwickelt, dass wir aktuell über 80 Prozent des Umsatzes mit Tiernahrung machen.

Wie viel Luft nach oben hat der Tiernahrungsmarkt noch?

Rupp: Es ist ein krisensicherer Markt. In der Wirtschaftskrise hatten wir im Gegensatz zu anderen Branchen sehr gute Jahre. Das Tier ersetzt oft ein Familienmitglied und wird dementsprechend verwöhnt. Die Emotion am Tier ist das, von dem wir leben. Eine leichte Sättigung ist aber eingetreten. Allerdings sind im Snackbereich Steigerungen möglich. In Amerika sieht man aktuell, was hier noch möglich wäre. Produktentwicklung ist bei uns ein wichtiger Teil. In erster Linie entwickeln wir dabei auf Kundenwunsch. Bei Tiernahrung kann man oftmals Anleihen aus dem Lebensmittelbereich übernehmen. Es gibt ebenfalls saisonale Produkte an Weihnachten oder Ostern.

Also gibt es im Tierfuttermarkt genauso Trends wie bei Lebensmitteln?

Rupp: Veganes Futter gibt es bereits. Wir haben auf Wunsch ein vegetarisches Futter entwickelt. Beim Hund geht das noch, weil er ein Allesfresser ist, aber bei der Katze als reinem Fleischfresser geht das nicht. Die würde schon am vegetarischen Futter zugrunde gehen. Und vegan ist dann noch ein Schritt mehr.

Sie produzieren unter eigener Marke und zudem für Fremdmarken. Wie teilt sich das Geschäft auf?

Rupp: Es gibt die Rupp-Marke, aber hauptsächlich produzieren wir im Private-Label-Bereich, also für Handelsmarken. Es gibt kaum eine Drogeriekette oder ein Geschäft in Europa, die keines unserer Netzwerk-Produkte im Sortiment hat. Wir sind sehr, sehr kunden­orientiert und flexibel. Wobei man immer aufpassen muss, dass man nicht vom Flexiblen ins Komplexe kommt. Denn jede Produktentwicklung kostet Geld.

Wie ist die Konkurrenzsituation im Tiernahrungsbereich?

Rupp: Der Markt ist uns mit den ganzen Internet-Shops sehr entgegengekommen. Wenn ein Tierarzt heute eine Idee für ein spezielles Futter hat, dann kommt er irgendwann auf uns. Es gibt in Deutschland ein paar Hersteller, die so etwas Ähnliches machen wie wir. Nur sind sie fünf oder acht Mal so groß. Dort bekommt der Kunde nicht seine Rezeptur. Bei uns schon. Das ist unser Vorteil, dass wir uns auf diese maßgeschneiderten Lösungen spezialisiert haben.

Sie produzieren im Drei-Schicht-Betrieb. Wie leicht finden Sie Mitarbeiter für die Produktion?

Rupp: Wir brauchen Menschen mit Hausverstand, die eigenverantwortlich arbeiten wollen. Die sind schwer zu finden. In Niederösterreich ist das einfacher. Deshalb haben wir hier 90 Mitarbeiter, im Waldviertel 175. Die Herausforderung ist deshalb zu schauen, dass sich unsere bestehenden Mitarbeiter wohl bei uns fühlen. Wir haben Leute, die sind schon seit 30 Jahren bei uns.

Welche Rolle soll die Mühle künftig noch spielen?

Rupp: In der Schälmühle erleben wir eine Renaissance. Denn es gibt einen Trend in Richtung Flocken und Bio. Wir gehen in Richtung Bio-Müsli. Hier werden wir uns verstärken. Es ist eine Nische, die können wir füllen, auch weil wir hier jahrzehntelange Erfahrung haben. Das Hauptaugenmerk liegt dennoch klar auf der Tiernahrung. Das ist das, was uns das Überleben garantiert.

Und die Mehlproduktion bleibt aus sentimentalen Gründen, weil es das ursprüngliche Produkt war?

Rupp: Nach dem Mühlen-Sterben in den 90er-Jahren haben nur jene überlebt, die sich ein zweites Standbein gesucht haben. Nachdem unser Familienanteil aber aus der Flockenmühle kommt, bin ich in der Mehlmühle nicht verwurzelt. Mir gehen die Haferflocken nahe, weil ich damit aufgewachsen bin.

Das Unternehmen ist seit 1918 im Besitz Ihrer Familie. War für Sie immer klar, dass Sie in vierter Generation übernehmen?

Rupp: Ja, immer schon. Natürlich gab es auch Rebellenjahre, aber ich habe erkannt, was für eine Chance es ist, und dass es toll ist, selber mitzugestalten.

Wir verarbeiten nur hochwertige Rohstoffe. Ansonsten würde es das Tier auch gar nicht fressen.

Christoph Rupp sieht vor allem im Bereich der Tiersnacks noch Potenzial. Ein Beispiel sind die Knabbertaschen mit Katzengras. Fotos: VN/Steurer
Christoph Rupp sieht vor allem im Bereich der Tiersnacks noch Potenzial. Ein Beispiel sind die Knabbertaschen mit Katzengras. Fotos: VN/Steurer

Kennzahlen

» Gegründet: 1568, seit 1918 im Besitz der Familie Rupp

» Gesellschafter, Geschäftsführung: Christoph Rupp (50%), Hubert Rupp (50%)

» Beteiligungen: Pro Pet Austria, Rondo Food (D),

» Mitarbeiter: in Hörbranz 90 Mitarbeiter, in Niederösterreich 175

» Produkte: Heimtiernahrung, Hundefutter, Katzenfutter, Haferflocken, Mehl

Zur Person

Christoph Rupp

Christoph Rupp, geschäftsführender Gesellschafter Rupp Food Austria GmbH und Adolf Rupp Herrnmühle OG

Geboren: 22.3.1976

Ausbildung: nach der Handelsakademie absolvierte Rupp verschiedene Praktika im Ausland, danach folgte die Ausbildung in der schweizerischen Müllereifachschule in St. Gallen

Laufbahn: Tätigkeit im Familienbetrieb in allen Abteilungen, heute Geschäftsführer

Familie: verheiratet, zwei Kinder