Was wollen wir denn schaffen?
Ich weiß: Beim Thema meines heutigen Kommentars bewege ich mich auf extrem dünnem Eis. Denn: Es geht um Integration.
Und dennoch oder gerade deswegen möchte ich hier wesentliche Fragen aufwerfen, die wir uns stellen müssen, wenn wir eine der größten Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich meistern wollen. Ich vertrete dabei keine feste Meinung, sondern stelle diese Fragen lediglich, um damit eine breite, hoffentlich respektvolle Diskussion zu initiieren, die im Idealfall in einem gesellschaftlich akzeptierten Konsens mündet. Dieser kann – und sollte – dann professionell und nicht je nach persönlichen oder politischen Einzelinteressen umgesetzt werden.
Die erste und vielleicht auch die wichtigste Frage: Was wollen wir eigentlich schaffen? Solange wir das nicht wissen, sollten wir vielleicht gar nicht erst anfangen, etwas schaffen zu wollen. Das eine ist, es schaffen zu wollen, allen Menschen, die hier bei uns leben, ein lebenswertes Leben als integrierter Bestandteil unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Das ganz andere ist es, schaffen zu wollen, alle Menschen, die sich aus nachvollziehbarer Not auf den Weg machen, bei uns aufzunehmen. Denn das Zweite bedeutet Solidarität zum für viele zu hohen Preis massivster Kulturkonflikte in Zukunft, das Erste bedeutet mögliche Integration!
Zu glauben, dass dies bei den vorhandenen, teils doch recht deutlichen kulturellen Unterschieden reibungsfrei und problemlos funktionieren kann, ist unverantwortlich und wird unserer nächsten Generation massive Probleme bescheren. Selbst wenn es ökonomisch klappen sollte, wäre eine so starke Veränderung unserer Gesellschaft durch andere Kulturen selbstverständlich und letztlich unabwendbar. Eine weitere Frage ist daher: Wollen wir das?
In der jüngeren Vergangenheit konnten wir immer mal wieder beobachten, wie sich an sich doch gut integrierte Vorarlberger außenpolitisch leicht mobilisieren und radikalisieren lassen. Wir müssen uns daher fragen: Wollen wir hier lebende Menschen bestmöglich und in echter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowohl offen als auch ökonomisch unterstützen? Nur wenn die Bereitschaft da ist, die Kultur und die Regeln hier zu akzeptieren? Sind wir bereit, die Leistungen der Gemeinschaft an diese Akzeptanz zu knüpfen? Wollen wir keine Toleranz für Intoleranz walten lassen?
Wenn wir diese Fragen mit Ja beantworten, ist unsere Gesellschaft, sind die Menschen in Österreich und Vorarlberg sicher dazu bereit, „das schaffen zu wollen“. Sonst vermutlich nicht.
Ich stelle diese Fragen, um damit eine breite Diskussion zu initiieren.
markt@vorarlbergernachrichten.at
Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.
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