„In Lateinamerika der wichtigste Markt“

Markt / 19.10.2016 • 19:09 Uhr
Wirtschaftsdelegierter Friedrich Steinecker. Foto: WKO
Wirtschaftsdelegierter Friedrich Steinecker. Foto: WKO

Für Unternehmen der Zulieferindustrie ist Mexiko ein Muss, sagt Wirtschaftsdelegierter Friedrich Steinecker.

Mexico City. Mexiko ist zum wichtigsten Absatzmarkt Lateinamerikas geworden. Wer im früheren Land der Azteken Geschäfte machen will, sollte jedoch einige Themen vermeiden.

Wo sehen Sie zukünftiges Marktpotenzial für Vorarlberger/österreichische Unternehmen? Welche Branchen sind in Mexiko gefragt?

Steinecker: Der Boom der Automobilindustrie, insbesondere die Ankunft der deutschen Premium-Marken, macht Mexiko zu einem Muss für die österreichische Zulieferindustrie. Dies gilt auch für andere Industriezweige: dazu zählen etwa die Luftfahrt, Teile der Konsumgüter- und Lebensmittel-oder die Verpackungsindustrie. Letztlich sollten auch Konsumgüter nicht zu kurz kommen. Zahlungskräftige Mexikaner schätzen europäische Qualität und sind bereit, den entsprechenden Preis zu bezahlen. Der Markt hierfür ist allerdings beschränkt, und es ist nicht immer leicht, den richtigen Vertriebskanal zu finden.

Was schätzen die Mexikaner an der Zusammenarbeit mit Vorarlberger/Österreichischen Unternehmen und an ihren Produkten?

Steinecker: Hier ist zu unterscheiden: Ein bedeutender Teil unserer Lieferungen nach Mexiko sind hier ansässige internationale Konzerne, die nach amerikanischen oder europäischen Qualitätsstandards produzieren. Und hier punkten unsere Unternehmen mit Spitzentechnologie, flexiblem Eingehen auf Kundenwünsche und garantiertem Service. Bei mexikanischen Abnehmern steht auch die Qualität und flexible Kundenbeziehung, vor allem auch der persönliche Kontakt, hoch oben, aber auch der Preis ist hier ein Faktor.

Wie beurteilen Sie die Außenhandelsbeziehungen zwischen Österreich und Mexiko?

Steinecker: Mexiko ist 2015 zum wichtigsten Absatzmarkt in Lateinamerika geworden und rückte vom 30. auf den 25. Platz unter den weltweit wichtigsten Abnehmerländern vor, und mittlerweile sogar auf Platz 23: knapp hinter Kanada, jedoch vor Australien, Korea, Indien, Dänemark und den Arabischen Emiraten. Das Rekordergebnis ist der dynamischen Entwicklung der Maschinen- und Anlagenlieferungen zu verdanken. Auch die Dienstleistungsexporte entwickelten sich äußerst positiv. Sie erreichten 2015 120 Mill. Euro, was einer Zunahme um 74 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Österreich hat traditionell einen großen Handelsbilanzüberschuss mit Mexiko.

Kenntnis von Verhaltensweisen und Respekt gegenüber der Landeskultur sind Voraussetzung, um in Mexiko erfolgreich zu sein. Was sind absolute No-Gos?

Steinecker: Vermeiden Sie Themen wie Drogen, Bandenkriminalität, Korruption, Tagespolitik oder Unzulänglichkeiten im Verkehr und täglichen Leben. Auch die Federkrone Moctezumas, welche sich heute im Weltmuseum in Wien befindet und von den Mexikanern gerne zurückgefordert wird, ist kein gutes Gesprächsthema. Falls es jemals zu Problemen mit ihrem mexikanischen Geschäftspartner kommen sollte, versuchen Sie, so lange wie nur möglich alle Kommunikationswege offen zu halten und eine für alle Seiten gesichtswahrende Lösung anzustreben. Die bloße Drohung mit Gericht wird in der Regel keinen Eindruck hinterlassen.