Wirtschaftskammer: Rückzug vor der Wahl
Designierter WKV-Prä-sident und der Wunsch-Vize kommen nicht zusammen.
Feldkirch. In zahlreichen Gesprächen haben der unkonventionelle Bregenzerwälder Hotelier, Obmann der Sparte Tourismus und Obmann des Wirtschaftsbundes, Hans-Peter Metzler, und der umtriebige Industriellenvereinigungspräsident Martin Ohneberg eine Vision für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg und damit verbunden mit der Interessenvertretung der Unternehmer, der Wirtschaftskammer Vorarlberg, entwickelt.
Generationenwechsel
Als starkes Team – so der Plan der beiden – sollten und wollten sie den Generationenwechsel in der Kammer durchführen. Und das bedeutet Umwälzungen in allen Bereichen, sowohl was die Organisation im Haus betrifft als auch was die politische Stoßrichtung betrifft. Die Zusammenarbeit war so gut wie paktiert, Betonung auf „so gut wie“. Denn wie die VN in Erfahrung bringen konnten, wird es dazu beim Wirtschaftsparlament, wie die Vollversammlung der Interessenvertretung heißt, am 21. November nicht kommen. Martin Ohneberg wird sich nämlich gar nicht der Wahl stellen. Denn die vielen Gespräche haben nicht nur gemeinsame Visionen geboren – es traten auch die Unterschiede in der Interessenpolitik der beiden Hoffnungsträger der Wirtschaft zutage.
„Standortpartnerschaft“
Auf Anfrage gab sich Ohneberg wortkarg. „Ja, es stimmt, ich werde nicht antreten“, bestätigt er. Aber die intensiven Diskussionen haben dazu geführt, dass man sich besser kennengelernt habe und in vielen Bereichen gemeinsam für die Wirtschaft im Land aktiv werden könne, ist zu erfahren. Das ist auch aus dem Vorarlberger Wirtschaftsbund zu hören. „Wir marschieren getrennt und schlagen gemeinsam zu“, formuliert ein ranghoher Funktionär das Nichtzustandekommen der neuen Führung. Hans-Peter Metzler streicht ebenfalls das Positive hervor: „Wir haben in den Gesprächen festgestellt, dass eine Verschränkung nichts bringt. Wir haben aber auch eine Wirtschafts- und Standortpartnerschaft beschlossen, die mit konkreten Projekten unterlegt ist, die wir gemeinsam verfolgen werden.“
Schlussendlich seien die Positionen, so ist aus beiden Lagern zu hören, aber doch zu weit auseinander gewesen – die IV ist eine freiwillige Interessenvertretung, die Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer ist verpflichtend. Das hat erst vor Kurzem der österreichische Industriellenvereinigungs-Präsident Georg Kapsch öffentlich klargestellt: Er ging mit den Sozialpartnern bei einer öffentlichen Diskussion hart ins Gericht. „Österreich hat zwei Totengräber, den Föderalismus, wie wir ihn leben, und die Sozialpartnerschaft, wie wir sie heute leben“, so Kapsch.
„Kein postiver Abschluss“
Nicht nur bei der IV-Dachorganisation sah man das geplante Engagement kritisch. Auch unter den Vorarlberger Mitgliedern sei die Meinung gespalten gewesen, berichten gut informierte Kreise. Bei der Vorstandsitzung der Industriellenvereinigung jedenfalls schwor Ohneberg seinen Wirtschaftskammer-Ambitionen ab, wie das Protokoll der Sitzung, das den VN vorliegt, zeigt: „Präs. Ohneberg informiert über den aktuellen Stand zu Gesprächen zu einer Verschränkung auf Funktionärsebene und einer neuen Form der ,Wirtschaftspartnerschaft‘ zwischen IV und WKV. Die ursprünglichen Pläne haben keinen positiven Abschluss gefunden, die künftige Zusammenarbeit mit dem designierten WKV- Präsidenten und möglichen Stellvertretern wird aber sehr gut funktionieren“, heißt es darin.