“Impulse für das Leben”

Markt / 07.12.2016 • 19:07 Uhr

Standort-, Stadt- und Regionalentwicklung brauchen mehr als nur eine Glaskugel.

Dornbirn. (cro) Der Arbeitsplatz von Bernhard Ölz könnte wie eine Zeitmaschine aussehen. Jedenfalls gehört es zum Job des 53-jährigen Unternehmers zu wissen, was einmal kommt. Nur so können Stadtquartiere gestaltet, Dorfzentren entwickelt und Kompetenzzentren für Innovation, Technologie und Kreativität geschaffen werden, die über Generationen Bestand haben. Neue Arbeitsformen, Urbanisierung, Internet der Dinge, Industrie 4.0, E-Wohnen und Hybrid-Kunden, hinter jedem dieser Schlagwörter stehen Herausforderungen. Die VN werfen mit Bernhard Ölz einen Blick in die Zukunft.

Die „Aufwertung der Innenstädte“ ist in aller Munde. Was macht eine Innenstadt attraktiv?

Ölz: Vielfalt, Atmosphäre, das bunte soziale Leben, das Aufeinandertreffen der Generationen und unterschiedlicher Kulturen, die Möglichkeiten der Gastronomie, der Plätze und Gassen, Konsum und kein Konsum. Die Möglichkeit, Geschichte zur erleben, aber auch Neues.

Können Quartiersprojekte zur Aufwertung der Innenstädte beitragen?

Ölz: Quartiersprojekte sind Teil der Stadt, kommunizieren, vernetzen, ergänzen und liefern Impulse für das soziale Leben. Der Mix an öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen, die Gestaltung des Raumes sowie der Gebäude sind eine wichtige Voraussetzung dafür.

Welche Erwartungen stehen hinter diesen Projekten? Was erwartet sich z. B. Feldkirch durch das Projekt „Am Jahnplatz“?

Ölz: Das Quartier rund um den Jahnplatz liegt direkt an der Achse Innenstadt-Bahnhof. Aufbauend auf dem Rahmenplan, dem Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs, nachbarschaftlichen Abstimmungen sowie umfangreichen Analysen wird das Stadtentwicklungsprojekt aktuell umgesetzt. Es wird ein attraktiver urbaner Handels-, Arbeits- und Lebensraum mit öffentlichen Plätzen und Passagen entstehen. Die Innenstadt wird durch dieses neue Quartier nachhaltig gestärkt.

Zur Seestadt Bregenz? Sind die Diskussionspunkte für Sie nachvollziehbar?

Ölz: Die Seestadt kann und soll diskutiert werden, sie ist wesentlicher Teil der Stadtentwicklung und deren Gestaltung ist mit einer hohen Verantwortung verbunden. Die aktuell vorgebrachten Diskussionspunkte sind seit 2008 bekannt. Die Planung der Seestadt ist mit diesem Hintergrund in einem transparenten, fachlich fundierten und umsichtigen Entwicklungsprozess mit laufender Einbindung der Bürger entstanden. Was nicht einer förderlichen Stadtkultur entspricht, ist, wenn dramatische, beängstigende Bilder – gepaart mit ungeprüften Fakten und Prognosen eingeworfen werden, ohne das Gespräch zu suchen oder Grundlagen zu liefern.

Der Handel ist unter Druck. Immer mehr Menschen shoppen im Internet. Sind Ihre Projekte eine Strategie gegen das allumfassende Angebot des World Wide Web?

Ölz: Es ist richtig, dass der Einkauf im Internet zugenommen hat, aber er ist absolut noch nicht dominierend. Intelligente Konzepte kombinieren den lokalen Einzelhandel mit Onlineangeboten. Das Internet ist also nicht nur Gefahr, sondern vor allem auch Chance. Attraktive, reale Räume und Plätze, persönliche Begegnungen und Erlebnisse sind nachhaltiger und bieten doch wahrscheinlich mehr als digitale Bestellvorgänge.

Einige Neuprojekte und Erweiterungen bestehender Shoppingmalls sorgten heuer wieder für einen Umsatzzuwachs. Nachdem der Marktanteil in den letzten beiden Jahren stagniert hatte, konnte 2015 wieder eine Steigerung des Umsatzes auf 17,7 Prozent des gesamten österreichischen Handelsumsatzes erreicht werden. Wo sehen Sie die Zukunft von Shoppingmalls? Was müssen sie heute bieten, um Publikum anzuziehen?

Ölz: Wir sind keine Experten für Shoppingmalls. Dennoch glauben wir, dass gastronomische, aber auch kulturelle Angebote sowie die laufende Aktualisierung des Shopmixes wesentliche Eckpunkte sind. Natürlich spielt das Thema Mobilität auch in Zukunft eine wichtige Rolle. Letztendlich ist auch klar, dass sich Shoppingmalls und Innenstadtkonzepte bei einem verträglichen Mix ergänzen und nicht konkurrieren müssen.

Vorarlberg hat eine sehr hohe Dichte an Handelsflächen. Wann ist der Zenit erreicht?

Ölz: Die Dichte von Handelsflächen in Vorarlberg ist tatsächlich hoch, es geht heute mehr darum, zukunftsfähige Lösungen und Konzepte zu finden. Natürlich ist damit, wie in jedem Erneuerungsprozess, gleichzeitig ein teilweise auch schmerzhaftes Loslassen verbunden.

Reden wir über Visionen: Welches wäre für Sie ein absolutes Traumprojekt? Was wollten Sie schon immer mal realisieren?

Ölz: Traumprojekte sind derzeit bereits in der Unternehmensgruppe in Umsetzung oder umgesetzt. Es sind Kombinationen von räumlicher und inhaltlicher Gestaltung wie beispielweise das denkmalgeschützte Vienna Policenter mit permanenter Viktor-Frankl-Ausstellung und Stadtteilpark, das Quartier Stadtwerk in Salzburg mit der Universität, Forschung, Unternehmen, Nahversorgung, Gastronomie, Literaturhaus und Fotohof und Wohnen, die See.Statt in Friedrichshafen oder der Campus V mit designforum, Coworking und Kinderbetreuung. Ein weiteres anstehendes Traumprojekt ist auch die Weiterentwicklung des Lustenauer Millennium Parks mit vielfältigen Ergänzungen wie einem culture creativ Pavillon, Gastronomie, Wohnen und Wasserflächen.

Wo kaufen Sie persönlich ein?

Ölz: Im Vorarlberger Einzelhandel und in den Fachgeschäften, ergänzend auch online und manchmal etwas ganz Besonderes im Urlaub.