Trotz Zinsen nahe am Nullpunkt wird gespart

Markt / 13.12.2016 • 20:40 Uhr
Die Österreicher präferieren risikoärmere Anlageformen, auch wenn diese weniger Rendite bringen. reuters
Die Österreicher präferieren risikoärmere Anlageformen, auch wenn diese weniger Rendite bringen. reuters

Sicherheit geht vor: Bei Geldanlage setzen immer noch 57 Prozent aufs Sparbuch. Immobilien immer beliebter.

Dornbirn. (VN-reh) Österreich ist ein Land der Sparer. Europaweit haben nur die Schweden und die Deutschen noch höhere Sparquoten. Allerdings sind die Österreicher, was ihre Geldanlage betrifft, auch äußerst traditionell unterwegs. Das untermauert die jüngste Studie der Erste Bank, wonach zwar jeder zweite Österreicher die aktuelle Niedrigzinspolitik für falsch hält, aber dennoch auf altbekannte Sparformen gesetzt wird.

Jene 80 Prozent der Befragten, die in den kommenden zwölf Monaten eine Geldanlage planen, setzen auf äußerst risikoarme Anlagen. 57 Prozent auf das Sparbuch, 48 Prozent auf den Bausparvertrag, 37 Prozent auf Lebensversicherungen und 33 Prozent auf die Pensionsvorsorge. Im Durchschnitt sollen im kommenden Jahr 6200 Euro zur Seite gelegt werden. Das sind immerhin um 1000 Euro mehr als noch vor einem Jahr.

Ein Viertel will investieren

Wertpapiere fristen im Vergleich indes noch ein eher schüchternes Dasein. Österreich war noch nie ein Land der Aktienkäufer. Die Aktionärsquote, also der Anteil von Aktionären an der Gesamtbevölkerung, beträgt rund sechs Prozent. Das bestätigen auch die Zahlen der Österreichischen Nationalbank, wonach vom gesamten Geldvermögen der Österreicher, das aktuell bei rund 610 Milliarden Euro liegt, innerhalb der letzten fünf Jahre nur vier Milliarden Euro in handelbare Wertpapiere flossen. Die Vorsicht vor risikoreichen Anlageformen ist also trotz Zinsen am Nullpunkt geblieben. Laut der Erste Bank-Studie will nur jeder Vierte in den kommenden zwölf Monaten in Wertpapiere investieren. Man könnte auch sagen, bereits 25 Prozent wollen das. Denn der Prozentsatz war schon deutlich niedriger. Für Werner Böhler, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen, liegt die beste Sparstrategie in einem Mix. „Immerhin denkt ein Viertel daran, auch in Wertpapiere zu investieren. Wer Vermögen aufbauen möchte, hat mit einem Anlagemix aus Sparbuch, Wertpapieren und Versicherungen langfristig gesehen die besten Chancen auf Erträge.“

Betongold gefragt

Immer gefragter bei der Geldanlage werden Immobilien, die den deutlichsten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verbuchen konnten. 17 Prozent der Befragten wollen im kommenden Jahr in ein Haus oder eine Eigentumswohnung investieren. Und das trotz Steuerreform und steigender Preise. Auch der Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) erwartet für das kommende Jahr eine unverändert hohe Nachfrage. Eine Überhitzung des österreichischen Wohnungsmarkts sieht der Branchenverband dabei aber nicht.

Keine großen Zinssprünge

Die Niedrigzinspolitik, die bei den Sparern logischerweise überhaupt nicht gut ankommt, wird uns aber wohl noch längere Zeit begleiten. „Wir sehen in den nächsten drei Jahren bei den kurzfristigen Zinsen keine großen Zinssprünge nach oben. Vor allem bei langen Laufzeiten empfehlen wir weiterhin Kredite mit einem Fixzinssatz“, appelliert Werner Böhler.

Bei kurzfristigen Zinsen sehen wir keine großen Sprünge.

Werner Böhler