„Auf ein Grundstück muss mehr Wohnraum“

Markt / 15.12.2016 • 22:33 Uhr
Der Bau ist mit der Auftragslage zufrieden (im Bild ein aktuelles Wohnbauprojekt in Hohenems). Foto: wkv
Der Bau ist mit der Auftragslage zufrieden (im Bild ein aktuelles Wohnbauprojekt in Hohenems). Foto: wkv

Bau mit guter Auslastung. Höhere Baunutzung und Gebäude als Lösungsansatz gegen hohe Preise.

Hohenems. (VN-reh) Man hat es fast schon vermutet, wenn man die vergangenen Monate die vielen Baustellen des Landes gesehen hat: 2016 waren die Vorarlberger Bauunternehmen gut ausgelastet. Zu verdanken ist das vor allem der dynamischen Entwicklung der Industrie- und Gewerbebetriebe, die in Bauten investierten, sowie der wachsenden Bevölkerung, wodurch auch der Bedarf an Wohnungen stieg. „Mit der erfreulichen Entwicklung wird der positive Trend der letzten drei Jahre fortgesetzt“, freut sich Innungsmeister Peter Keckeis. Auch für das kommende Jahr herrscht Optimismus vor. Zumindest was den Wohnbau, die Sanierung und die Betriebsinvestitionen anlangt. In den Bereichen werden die Aufträge steigen. Erstens weil die Nachfrage nach Wohnraum ungebremst hoch ist, und zweitens weil neben dem bereits in Bau befindlichen Blum-Werk Dornbirn und dem Hochregallager von Rondo-Ganahl zahlreiche weitere Firmenprojekte in Ausschreibung und Planung sind. 

An den öffentlichen Hochbau sind die Erwartungen zumindest stabil. Dafür sorgt das Hochbaubudget des Landes und Gemeindeprojekte wie neue Schulen und Kindergärten sowie Gemeindezentren. Großes Sorgenkind bleibt allerdings – wie schon in den Jahren zuvor – der Tiefbau. Hier rechnet die Branche mit einem Rückgang von fünf Prozent. Denn es fehlen große Straßenbauprojekte sowie Investitionen in die Infrastruktur, kritisiert Keckeis.

Dass das Wohnen in Vorarlberg immer teurer wird, stört auch die Baubranche. „Der Immobilienmarkt ist angespannt. Wir haben derzeit einen Nachfragemarkt mit zu wenig Angebot“, betont Günther Ammann, Sprecher der Vorarlberger Immobilienbranche. Teils horrende Grundstückpreise und steigende Bau- und Baunebenkosten sorgen für immer weiter steigende Preise. Rund 30 Prozent der Gesamtkosten im Wohnbau entfallen mittlerweile auf Steuern, Gebühren und Abgaben. „Diese Entwicklungen schaden der Bau- und Immobilienwirtschaft genauso wie den Wohnungssuchenden“, ist Ammann überzeugt.

Höhere Baunutzungszahlen

Lösungsansätze gebe es aber sehr wohl. Zum einen könnte das Land Maßnahmen setzen. Ammann denkt dabei an eine flächenübergreifende Raumplanung und überregionale Konzepte, die nicht allein im Entscheidungsbereich der Bürgermeister liegen. „Auch Baunutzungs- und Geschoßzahlen müssen endlich den realen Entwicklungen gerecht werden“, sagt der Immobilienexperte in Hinblick auf die Tatsache, dass in den kommenden Jahren der Bedarf an zusätzlichen Wohnungen weiter steigt. Man müsse zulassen, dass auf einem Grundstück mehr Wohnraum errichtet wird. Genauso brauche es in Zentrumslagen eine Mindestbaunutzung. „Es kann nicht sein, dass in diesen Lagen teilweise sogar nur eingeschoßige Gebäude errichtet werden, obwohl städtebaulich mehr Geschoße zulässig wären“, so Ammann.