Firmen fischen im selben Teich

IV-Analyse der Jobprofile unterstreicht dringendsten Engpass am Wirtschaftsstandort.
Lustenau. (VN-sca) Vorarlbergs Industrie fehlen rund 1000 Fachkräfte, auch in anderen Branchen ist der Mangel eklatant. Doch was oder wer wird von den Unternehmen wirklich gesucht? Die Auswertung der kürzlich durchgeführten Jobmesse an der Fachhochschule Vorarlberg unterstreicht laut Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV), den akuten Handlungsbedarf: „Technische Fertigkeiten und IT-Kompetenzen sind extrem gefragt in Vorarlberg.“ Allein die 90 Unternehmen und Organisationen, die an der Jobmesse teilnahmen, planen laut eigenen Angaben für das Jahr 2017 über 1000 Einstellungen, insbesondere in den Bereichen Technik und IT. Das geht aus der Analyse der Jobprofile und aus den Gesprächen mit den Personalverantwortlichen vor Ort hervor.
Klassische technische Bereiche
Nach den Einsatzbereichen befragt, in denen Mitarbeiter gesucht werden, fielen bei der Jobmesse 26 Prozent aller Nennungen der ausstellenden Unternehmen in klassische technische Bereiche wie Fertigung, Montage, CNC, Engineering, Mechatronik, Konstrukteur, Elektronik, Elektrotechnik oder Robotik. Mit 17 Prozent ebenfalls sehr gefragt sind IT-Mitarbeiter. Nachgefragt sind hier vor allem Mitarbeiter mit Erfahrung und Praxis im Bereich Programmierung, Big Data, SAP und Datenbanken.
An dritter Stelle der Einsatzbereiche, in denen Mitarbeiter gesucht werden, sind Controller, Steuerberater oder Buchhalter (13 Prozent). An vierter Stelle geben die Unternehmen an, Mitarbeiter aus den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktmanagement und -entwicklung zu suchen (zwölf Prozent). Auch Mitarbeiter in den Bereichen Projektmanagement, Prozessmanagement, Business Development sind mit zehn Prozent sehr gefragt. Es folgen Nennungen im Bereich Vertrieb und Verkauf (acht Prozent), Logistik (vier Prozent), Marketing/Kommunikation/Grafik (drei Prozent) und Einkauf (zwei Einkauf). Weitere fünf Prozent entfielen auf Bereiche wie Energie, Rechtswissenschaften, Verwaltung und Soziales.
„Die Summe der Mitarbeiter, die in den Bereichen Technik, IT und Forschung gesucht werden, macht 55 Prozent aller Nennungen aus. Seit Jahren sprechen wir davon, dass wir die Schwerpunkte unseres Bildungssystems zunehmend auf die MINT-Fähigkeiten, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, legen müssen, diese Zahlen zeigen weshalb. Das ist augenscheinlich die Folge der rasanten technischen Entwicklung und der Digitalisierung“, so Burtscher bei der Analyse der nackten Zahlen.
Maßnahmenbündel
Dass dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften nur mit einem Bündel von Maßnahmen begegnet werden kann, ist bei Arbeitsmarktfachleuten Konsens. Die IV zeige konkrete Lösungsansätze auf, wie dieser Engpass für die Wirtschaft und die Bevölkerung umgedreht werden kann. „Beginnend mit der Sensibilisierung für die MINT-Fähigkeiten bei den Schülern, geht es vor allem um die Aufwertung der Lehre und der gesuchten Fähigkeiten in den höheren Schulen und in der Fachhochschule sowie mehr Vernetzung mit den Universitäten der Region“, so Burtscher. Am Ende des Tages werde es aber auch eine gezieltere Zuwanderungsstrategie brauchen: „Viele Vorarlberger Betriebe fischen im selben Teich, was die Kompetenzen der Mitarbeiter angeht. Wenn wir den Standort wettbewerbsfähig halten möchten, müssen wir aber noch viel mehr über den Vorarlberger Tellerrand schauen und im Ausland rekrutieren und auswärtig studierende oder arbeitende Vorarlberger zurückholen.“
Jobanalyse der IV
» FHV-Jobmesse: 90 ausstellende Unternehmen und Organisationen
» 57 Prozent Industrie, 17 Prozent IT/Consulting, 26 Prozent u. a. Soziales, Banken, Handel, Logistik, öffentliche Institutionen
» 84 Prozent Vorarlberg, 8 Prozent Schweiz, 8 Prozent Restösterreich, Deutschland und Liechtenstein
» Allein für 2017 sind von diesen 90 Unternehmen 1000 bis 1200 Einstellungen geplant