Autos ohne Lenkrad

Markt / 12.03.2017 • 21:04 Uhr
Volkswagen-Digitalmanager Johann „JJ“ Jungwirth über das Auto der Zukunft. Foto: VN/RIE
Volkswagen-Digitalmanager Johann „JJ“ Jungwirth über das Auto der Zukunft. Foto: VN/RIE

Autonomes Fahren: Zukunftsgipfel in Zürs. Internationale Experten zu Gast.

Zürs. Künstliche Intelligenz wird in den kommenden fünf Jahren unseren Alltag maßgeblich verändern – auch auf der Straße. Schon heute vermessen Assistenzsysteme in Luxusklasseautos von etablierten Herstellern oder auch von Tesla laufend den Verkehr im Umfeld, auch auf der Rheintalautobahn funktioniert das einwandfrei. Google arbeitet ebenso am selbstfahrenden Auto, machte aber kürzlich Schlagzeilen, dass die Entwicklung eines eigenen Autos gestoppt wird. Öffentlich spricht Google selten darüber.

Google-Auto

„Ja, wir entwickelten Hardware, um zu beweisen, dass autonomes Fahren funktioniert. Aber nur, weil es am Markt keine verfügbare Technologie gab. Heute sehen wir, dass künstliche Intelligenz, also die Software, der Schlüssel zur fahrerlosen Mobilität ist“, sagt Dennis Morgenstern. Er ist bei Google verantwortlich für die Industriebeziehungen im Automotiv- und Technologiebereich und wie zahlreiche andere Medien- und Digitalexperten derzeit zu Gast beim „Near Future Summit“ von Medienmanager Rudi Klausnitzer im Hotel Zürserhof. Im Fokus: Künstliche Intelligenz (KI) und automatisierte Kommunikation mittels sogenannter Bots, Amazons Alexa und eben das selbstfahrende Auto.

Volkswagen umbauen

Direkt vom Automobilsalon in Genf ist Johann Jungwirth nach Zürs gekommen, seit 2015 Chief Digital Officer von Volkswagen. Er soll den Konzern, der bisher mit Autos sein Geld verdient, dahingehend umbauen, dass Mobilität im Mittelpunkt steht – und nicht mehr nur das bloße Verkaufen von Autos. Jungwirth verwies in seinem Vortrag darauf, dass Volkswagen bis 2021 die ersten Autos ohne Lenkrad marktreif entwickelt haben möchte.

„Diese Autos werden wahrscheinlich nicht zuerst in Europa fahren, sondern aufgrund der geltenden Zulassungspolitik und Regulierungen in den USA, China oder Singapur“, so Jungwirth. Hat nicht Tesla, die von Elon Musk gegründete Elektroautomarke, längst das Rennen gemacht? „Elon Musk ist ein guter Freund – aber das Rennen ist offen. Es muss nicht sein, dass Tesla gewinnt – und es kann auch gut sein, das Marktteilnehmer verschwinden. Ich bin aber felsenfest überzeugt, dass wir auf der Gewinnerseite stehen werden“, sagt der VW-Digitalchef.

Spuren für Maschinen

Überhaupt wird die Co-Existenz von herkömmlichen und selbstfahrenden Autos zur Gretchenfrage. Denn wenn nur maschinengelenkte Autos unterwegs sind, braucht es keine Roten Ampeln mehr – dann fahren die Wagen in voller Geschwindigkeit über die Kreuzung und stimmen sich untereinander ab. Mit von Menschenhand gelenkten Autos geht das freilich nicht. „Der Übergang von herkömmlichen Autos zu selbstfahrenden Autos geht nicht direkt, da ist noch ein Schritt dazwischen“, sagt auch Andreas Weinberger, der Österreich-Chef von Uber. Er verweist auf Car-Sharing und die Dienstleistungen seines Unternehmens, das derzeit Taxi-Zentralen in Städten rund um die Welt Kopfzerbrechen verursacht, weil es die Benutzung seiner Autos in einer nie gekannten Bequemlichkeit ermöglicht.

Auslaufmodell Führerschein

„Wir haben in Berlin Studien durchgeführt und herausgefunden, dass wir nur ein Siebtel aller Autos benötigen, wenn wir zu selbstfahrenden Car-Sharing-Lösungen greifen würden“, bestätigt VWs Digitalchef Johann Jungwirth. Er glaubt, dass dennoch höhere Produktionskapazitäten bei VW benötigt würden, da viel mehr Menschen – also auch Kinder, Blinde oder alte Menschen – die Dienste nutzen werden und die Autos schneller ausgetauscht würden. Eines ist laut den anwesenden Experten sicher: dass heute heranwachsende Kinder keinen Führerschein mehr benötigen.

Ihre Kinder werden keinen Führerschein mehr machen.

Johann jungwirth, digitalchef VW
VW-Studie Sedric, das selbstfahrende Auto.
VW-Studie Sedric, das selbstfahrende Auto.