Holz, Hobel und Herzblut

Hard. (cro) Wenn Uwe Biatel von Rundungen spricht und mit den Händen einen wohlgeformten Körper nachzeichnet, hat das nichts mit der holden Weiblichkeit zu tun. Zugegeben, Kalender mit den prallen Argumenten dürfen in einer männerdominierten Werft natürlich nicht fehlen. Was der Bootsbauer jedoch meint, basiert vielmehr auf den drei Eckpfeilern einer jeden Werft: Holz, Hobel und Herzblut. Denn erst die Eleganz eines schnittigen Jacht­rumpfes bringt den 56-Jährigen so richtig ins Schwärmen. Dabei ist der Bootsbau längst nicht mehr sein Tagesgeschäft.

„Neues stagniert leider“, bedauert der Harder Unternehmer, der sich inzwischen auch bei Restaurationen einen guten Namen unter den Hobbykapitänen gemacht hat. Das ist vor allem für Liebhaber von Holzbooten gut zu wissen, denn diese sind äußerst pflegeintensiv und benötigen von Zeit zu Zeit einen neuen, originalgetreuen Schliff. Aber auch reparaturbedürftige Boote, etwa durch Sturmschäden oder Kollisionen, macht Uwe Biatel mit seinen beiden Mitarbeitern und Lehrling Moritz Biatel wieder klar Schiff.

90-Jahr-Jubiläum

Der 23-jährige Sohn hat sich entschlossen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und absolviert gerade seinen Blockschulunterricht in Travemünde. Er wird die Werft in vierter Generation weiterführen. Gründer Jakob Biatel lernte sein Handwerk einst von Ferdinand Porsche persönlich. Ihm gehörte damals die Harder „Bodensee-Werft-AG“.

Doch zurück zur Gegenwart: Saisonbedingt hat Uwe Biatel im Moment alle Hände voll zu tun. Die ersten Boote sind bereits im Wasser. Deshalb heißt es für die beiden Mitarbeiter, je nach Kundenwunsch Politurarbeiten, Deckreinigung, Unterwasseranstrich, kleinere und größere Reparaturen oder gar ganze Renovierungen durchzuführen. Erst dann folgt das Wassern mittels eines der beiden Kräne. Und für alle, die seit Jahren auf einer der Liegeplatz-Wartelisten stehen, hat der Firmen-Chef auch eine Lösung parat. „Wir können direkt bei uns an der Werft einen hauseigenen Trockenliegeplatz anbieten“, informiert Biatel. Das bedeutet zwar mehrfaches Ein- und Auswassern im Jahr, aber das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, oder?