Die Verzahnung zweier verschiedener Welten

Wo zwischen Geschäft und Online die Chancen für den Vorarlberger Handel liegen.
Schwarzach. Immer mehr Menschen kaufen im Internet ein. Die digitale Welt ist schon lange weit mehr als ein Kurzzeittrend und auch für den Einzelhandel in Vorarlberg ein großes Thema. Hier entwickelt sich der Onlinehandel ebenfalls dynamisch. Die Wachstumsraten zeigen mit vier Prozent nach oben und seit 2009 haben sich im Land die Abflüsse in den E-Commerce auf 104,2 Millionen Euro fast verdreifacht.
Aber: Der Internetumsatz wandert, wie viele vermuten, nicht nur zu den großen Playern wie Amazon ins Ausland ab. Die Hälfte bleibt in Österreich, erklären Dietmar Mostegl (Famos Mode) als Obmann und Michael Hollersbacher als Geschäftsführer der Fachgruppe Versand-, Internet- und allgemeiner Handel in der Wirtschaftskammer. Mit 1000 Mitgliedern ist das mittlerweile die größte Fachgruppe im Vorarlberger Handel.
„Die Handelswelt und auch der Kunde werden immer komplexer“, sagt Mostegl. Nicht nur dass der Lebenszyklus der Produkte kürzer und die Planung kurzfristiger wird, ändern sich auch die Kundenbedürfnisse. Zudem verdrängen Innovationen bestehende Technologien, Produkte oder Dienstleistungen, wie es bei CDs bereits passiert ist. Oder der „Dashbutton“ an der Waschmaschine. Wird dieser gedrückt, wird am nächsten Tag das Waschmittel nach Hause geliefert. Das verkürzt die Kundenbeziehung direkt zum Hersteller.
Jedenfalls dürfe man sich als Händler der digitalen Welt nicht verschließen, weil sie Chancen bereithalte. Und dennoch glaubt der Fachgruppenobmann daran, dass das stationäre Geschäft weiter seine Berechtigung hat. Zum einen weil Studien zeigen, dass der Großteil der Kunden sich zwar im Internet informiert, aber dann im stationären Handel kauft. Zum anderen, weil man im Geschäft vieles bieten könne, was online nicht möglich ist. „Beratung, Einkaufserlebnis, Begeisterung für die Produkte und Service“, zählt Mostegl auf.
Beste aus beiden Welten
Eine große Chance sieht er deshalb in der Verzahnung der beiden Welten. Also darin, dem Kunden mit Onlineauftritt und stationärem Geschäft beide Möglichkeiten zu bieten. Ein Beispiel für „Multichanneling“ sei beispielsweise „Click & Collect“. Dabei kann eine Ware online reserviert und dann im Geschäft probiert werden. „Digitalisierung heißt nicht, dass jeder Händler einen eigenen Webshop braucht, aber eine Homepage ist heute ein Muss“, sagt Michael Hollersbacher, der die Rolle der Fachgruppe als Informationsgeber sieht. Neben den vielen Veranstaltungen werden den Mitgliedern auch Hilfsmittel zur Hand gegeben, damit der Internetauftritt rechtskonform gestaltet ist.
Jedenfalls wird der Umsatzanteil des Onlineeinzelhandels auch die nächsten Jahre weiter ansteigen, sind sich Mostegl und Hollersbacher sicher. „Unsere Antwort muss aus einem Bündel an Maßnahmen bestehen. Von der Inszenierung der Einkaufsstandorte über den Ausbau der Fachberatungskompetenz bis hin zu „multichannel“-Konzepten.“
Nicht gegen Große stellen
Als Einzelhändler im Land sollte man gar nicht versuchen, sich gegen große Onlinehändler wie Amazon und Co. zu stellen, sondern vielmehr den eigenen Vorteil gegenüber den ganz Großen nutzen. Welcher das ist? „Die großen Player können keine Nischen abdecken“, sagt Mostegl.
