Mitarbeiter übernehmen mehr Verantwortung

Mit der Digitalisierung verändert sich auch die Rolle des Managements.
Bregenz. (cro) Industrie 4.0 lässt erwarten, dass sich die Anforderungen der Arbeitsplätze maßgeblich verändern. Denn, wenn die einzelnen Arbeitsschritte in der Fabrik nicht mehr von vorprogrammierten Maschinen erledigt werden, sondern das Werkstück seine Herstellung und alle Abläufe rundherum selbst organisiert, verändern sich die Tätigkeitsfelder und die Berufsbilder. Rudolf Wimmer, Professor für Führung und Organisation an der deutschen Universität Witten/Herdecke, ist bei der sechsten internationalen Supervisionstagung in Bregenz überzeugt: „Ein neuer psychologischer Vertrag zwischen Mitarbeitern und Unternehmen zeichnet sich ab.“ Gemeint sind die Wahrnehmung gegenseitiger Erwartungen und Verpflichtungen in der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung. Arbeitnehmer müssen sich zukünftig auf mehr verantwortungsvolle Aufgaben einstellen, die sich vom reibungslosen Ablauf hin zur Lösung von Problemen verlagern.
Flache Hierarchien
Nach dem alten „psychologischen Vertrag“ erfüllt der Mitarbeiter nur seine Aufgabe und braucht sich um sonstige Belange des Unternehmens nicht zu kümmern. Das bleibt Sache des Managements. Diese stillschweigende Übereinkunft gehört, so Wimmer, bald der Vergangenheit an. „Meines Erachtens werden wir in der neuen digitalisierten Welt insbesondere hochspezialisierte ,mobile‘ Experten und ,brückenbauende‘ Projektmanager benötigen – allerdings mit viel höheren Anforderungen an sozialen und systemischen Kompetenzen, als in der Vergangenheit notwendig waren.“ Das kommt vor allem qualifizierten und jungen Mitarbeitern entgegen. Außerdem bekommen sie die Möglichkeit, aktiv im Unternehmen mitzugestalten. Per Anordnung aus der Chefetage, so wie früher, kann man der Digitalisierung nicht begegnen. Durch den neuen „psychologischen Vertrag“ wandelt sich daher auch die Rolle des Managements. Der Chef ist nicht der Einzelkämpfer oder Alleskönner an der Spitze, der alle Entscheidungen selbst fällt. Er ist vielmehr der „Manager des Systems Projekt“, der dafür sorgt, dass das System „Projektteam“ sich in Balance bewegt. Supervision ist eine Methode zur Unterstützung von Mitarbeitern und Teams am Arbeitsplatz.
Neue Kompetenzen
Die Herausforderung in der Digitalisierung liegt darin, zu den notwendigen neuen Kompetenzen zu kommen. Es werden mehr Fachexperten auf den Feldern IT, Elektrotechnik und Mathematik/Statistik benötigt. Außerdem bedarf es an Mitarbeitern und Managern, die die notwendigen sozialen und systemischen Fähigkeiten mitbringen, um Projekte in einer zunehmend komplexer werdenden Welt zum Erfolg zu führen.