Handel: Mit Nachbarn teilen

CIMA-Vorschläge: Raumplan befristen, interkommunaler Ausgleich, Digital-Studie.
Schwarzach. (VN-sca) In Vorarlberg ist mit wachsender Bevölkerung auch Bedarf an Handelsflächen. Das zeigt die vom Handelsforschungsunternehmen CIMA durchgeführte und und auf neuesten Stand gebrachte Studie zur qualitativen Einzelhandelsentwicklung für 2030 im Bundesland Vorarlberg (die VN berichteten). Rund 55.000 Quadratmeter Handelsflächen sollen dafür sorgen, dass die Vorarlberger in allen Regionen und Talschaften auch in 13 Jahren ihre Käufe im Land erledigen können.
CIMA-Chef Roland Murauer und sein Team haben aber nicht nur die Daten erhoben, sie haben die Studie auch mit einem umfangreichen Paket an Empfehlungen versehen, die eine geordnete Entwicklung gewährleisten sollen, ein Paket, an dem Händler wie Politik zu knabbern haben. Wenn sie denn den Empfehlungen der Handelsforscher folgen wollen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn für einige der Vorschläge müssen die handelnden Personen schon über ihren Schatten springen.
» „Empfehlenswert ist eine gemeinsame interkommunale und regionale Abstimmung der Versorgungsfunktionen bzw. der Verflechtungsbereiche für jede Gemeinde innerhalb der einzelnen Planungsregionen“, leitet CIMA aus den erhobenen Zahlen ab.
» Die Gutachter der CIMA kritisieren „vor allem die unbefristete Gültigkeit des erlassenen Landesraumplans, da dadurch nicht auf Veränderungen reagiert werden könne. Aus diesem Grund erscheine ein „Planungshorizont von fünf Jahren als ausreichend“. Nebenwirkung: Dadurch können Grundstücksspekulationen hintangehalten werden.
» CIMA empfiehlt die Evaluierung von sogenannten Eignungszonen, „in denen die Ansiedlung von Einkaufszentren erleichtert wird“. Kriterien sind die Zentrumsattraktivität, die Bedeutung der Versorgungsschwerpunkte, die Einstufung als Stadt oder Marktgemeinde, die Größe und die Verkehrsinfrastruktur. In Frage kommen dafür nicht viele Orte im Land, genannt werden in den CIMA-Empfehlungen Bregenz, Bludenz, Dornbirn, Feldkirch, Hohenems, Götzis, Hard, Lustenau, Rankweil, Lauterach und Wolfurt.
» Regionaler Diskurs und die Möglichkeit eines interkommunalen Finanzausgleiches sollen bei überregional bedeutsamen Handelsentwicklungen gesucht werden. Die finanziellen Mittel, die daraus erlöst werden, sollen zur Stärkung von Ortskernen verwendet werden – kurz: man soll mit den Nachbargemeinden teilen. „Ein frommer Wunsch“, wie ein Brancheninsider dazu bemerkt.
» „Qualifizierte Nahversorgung“: Neuansiedlungen bzw. Erweiterungen sollen darauf abgeklopft werden, ob sie andere Marktteilnehmer verdrängen bzw. ob es sich um eine „austauschbare Angebotsstruktur“ handelt.
» Und schließlich sollen auch die Nachbarländer Schweiz, Liechtenstein und Deutschland in die Einzelhandelsentwicklung eingebunden werden, eine eher utopische Forderung.
» Eine Optimierung des Angebots sieht CIMA darin, auch touristische Potenziale zu heben, etwa durch ein lokalspezifisches, regionaltypisches Angebot.
» In ländlichen Regionen könnten Unterstützung bei der Entwicklung von Standortstrategien und Ansiedlungen neuer Gastronomie und Dienstleistungsangebote bestehende Handelsbetriebe und Ortszentren stärken.
» Dem Online-Handel will die CIMA begegnen, indem man mit dem Pilotmodell „Digitale Einkaufsstadt“ erst alle Möglichkeiten durchleuchtet, wie der stationäre Handel darauf reagieren kann.
So wie bisher wird es nicht mehr gehen, dass man bei jedem Antrag Ja und Amen sagt. Die vorgeschlagende interkommunale Abstimmung muss sich erst in der Praxis zeigen.
Theresia Fröwis, Fa. Fröwis Schuh, Bezau, Spartenobfrau Handel in der WKV

Die Studie und die Empfehlungen der CIMA werden gerade geprüft und werden dann im Gemeindeverband diskutiert. Gegebenfalls werden wir dann Empfehlungen für verschiedene Maßnahmen aussprechen.
Bgm. Harald Köhlmeier,
Präsident Gemeindeverband

Ich lese die Studie gerade mit großem Interesse. Jetzt ist es wichtig, die Fakten und die Vorschläge zu diskutieren und dann mit Bedacht eine Folgeabschätzung zu treffen.
Dietmar Brunner, Spar-Kaufmann, FG-Obmann
Lebensmittelhandel

Wir setzen uns für eine restriktive EKZ-Politik ein. Einkaufszentren am Ortsrand sind Kaufkraftstaubsauger. Fachgeschäfte in den Zentren schützen am meisten gegen den Onlinehandel.
LAbg. Nina Tomaselli, Grüne