Mehr Mut zur Vision erwünscht

Markt / 26.06.2017 • 22:20 Uhr
Die Vorarlberger beurteilen die Lebensqualität sehr positiv, aber zum Teil zeigen sich wirtschaftskritische Stimmen. Foto: VN/Hartinger
Die Vorarlberger beurteilen die Lebensqualität sehr positiv, aber zum Teil zeigen sich wirtschaftskritische Stimmen. Foto: VN/Hartinger

Studie bestätigt Lebensqualität im Land, aber es gibt auch Konflikte und wirtschaftskritische Stimmen.

Lustenau. (VN-reh) Den Geist der Vorarlberger abfragen wollte die Industriellenvereinigung Vorarlberg mit ihrer aktuellen Umfrage. Und damit auch wissen, was sie von den Inhalten ihrer Strategie nach einem urbaneren Weg für Vorarlberg halten. „Dinge sind politisch nicht umsetzbar, wenn das Volk nicht eingebunden ist“, begründet IV-Präsident Martin Ohneberg. „Wie tickt Vorarlberg?“ – das hat Wolfram Auer (Institut für Management und Marketing) nun in einer repräsentativen Studie erhoben und die Ergebnisse zeigen eines: Die Zufriedenheit mit dem Lebensstandort Vorarlberg ist hoch, aber die Generationen haben zum Teil ganz unterschiedliche Meinungen.

Die 400 Befragten bewerten die Angebote im Land für Sport und Freizeit, Gesundheit, Einkaufen, Mobilität, Kultur oder Bildungsmöglichkeiten mit Schulnoten zwischen 1,7 und 2,2 im Schnitt positiv und attestieren dem Land damit eine hohe Lebensqualität. Wobei die jüngere Generation Faktoren wie die Straßen- und Verkehrsverbindungen deutlich kritischer, dafür aber das Ausmaß der Grünflächen im Land am positivsten beurteilt.

Einen negativen Ausreißer gibt es in Sachen Weltoffenheit. 60 Prozent der Befragten sehen diese nur befriedigend oder schlechter. In einem Exportland wie Vorarlberg, in dem die Wirtschaft zu über 60 Prozent von Kunden aus internationalen Märkten abhängig ist, sei das bedauerlich, so IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher. Und auch die Einstellung und Motivation zur Arbeit bezeichnen knapp über 20 Prozent mit befriedigend oder schlechter. „Das ist o. k., aber nicht exzellent“, gibt Burtscher zu bedenken.

Kleinteilige Struktur

Die Studie geht auch der Frage nach, ob Vorarlberg eine kleinteilige Gemeindestruktur behalten soll. Mit dem Zusatz, ob beispielsweise der Ballungsraum Rheintal und der Walgau nicht mehr und mehr zu einer zusammenhängenden Stadt entwickelt werden sollen. Ergebnis: Über 60 Prozent bevorzugen die kleinteilige Struktur. Aber genauso sind es auch fast 40 Prozent, die Vorarlberg großräumiger sehen. Dabei überrascht es kaum, dass die jüngere Generation dieser Veränderung deutlich positiver gegenübersteht.

Abgefragt wurde zudem das Zusammenspiel von Wirtschaft und Natur. Über 57 Prozent sehen dies als sehr gut oder gut. „Ein hoher Wert in Anbetracht der derzeitigen Diskussionen“, verdeutlicht der IV-Geschäftsführer. Auch hier sind die Jungen wiederum am positivsten in der Beurteilung. Die Rückmeldungen zeigen aber auch eine wirtschaftskritische Stimmung. Dieser müsse man offensiver begegnen, so der IV-Appell.

Die Frage, ob im Land höher und dichter gebaut werden soll, beantworten 52,5 Prozent mit Ja. Wenn man Höhe und Dichte in Zusammenhang mit mehr öffentlichem Raum und Grünfläche sehe, seien mutige Entscheidungen mehrheitsfähig im Land, ist Burtscher überzeugt. Auch der Frage, ob sich Vorarlberg städtisch, urban und in Balance mit einer intakten Natur entwickeln soll, beantworten über 77 Prozent mit Ja. Bei den Jungen sind es sogar über 82 Prozent.

Anliegen ins Zentrum rücken

Der Schluss, den die Industriellenvereinigung daraus zieht, ist deutlich: Die Anliegen der jüngeren Generation müssen viel stärker ins Zentrum gerückt werden. Dazu brauche es aber auch mutige politische Entscheidungen. „Die Rückmeldungen bestätigen, dass das eindeutig erwünscht ist.“