Der Nutzer spielt keine Zukunftsmusik

4. Interactive West zeigte, wie Digitalisierung und Empathie sehr gut harmonieren.
Dornbirn. 500 Teilnehmer und ein Moderator, der zusammen mit Alexa, dem sprachgesteuerten Lautsprecher, sowie einer Drohne auf der Bühne stand: Die 4. Interactive West, die größte Digitalkonferenz am Bodensee, zeigte klar und eindrucksvoll, dass die digitale Zukunft keine Zukunftsmusik, sondern längst präsent ist. „Offensiv statt defensiv“, so lautet auch die Devise von Landeshauptmann Markus Wallner, selbst bekennender Spotify-Fan.
Und auch wenn Digitalisierung oft mit Oberflächlichkeit gleichgesetzt wird, steht doch genau der Nutzer im Mittelpunkt. Für Christian Hanke, Kreativdirektor von Edenspiekermann, müssen digitale Produkte jedenfalls so gestaltet sein, dass man sie gerne nutzt. Es gilt also, das Verhalten des Nutzers zu verstehen, mit ihm zu sprechen und darauf einzugehen. Auch für Tanja Schug und Judith Meyer (BrandTrust) erzeugt ein Produkt allein noch keine Nähe.Dafür braucht es die Emotion dahinter. „Machen Sie es dem Kunden einfach. Seien Sie sein Freund und für ihn da“, so ihr Credo an die Teilnehmer.
Für Kerstin Saathoff von Google geht es ebenfalls um Empathie für den Nutzer. „Das weiß an sich jeder, wird aber oft gerne vergessen, weil wir denken, wir wissen schon, was er will.“ Solange man aber nicht mit ihm gesprochen habe, sei das eine reine Annahme. Letztlich sei Innovation aber nicht die Aufgabe des Einzelnen, sondern des Teams. „Nur wenn man viele Ideen generiert, ist auch eine gute dabei.“
Für großes Staunen im Saal sorgte Datenjournalist Marco Maas (OpenDataCity), der nicht weniger als 135 Geräte in seiner 65 Quadratmeter großen Wohnung hat, die allesamt miteinander vernetzt sind. Lampen, Sensoren, Heizung, Displays, die Bettunterlage oder sogar die Waage. „Smart-Home“-verrückt bezeichnet er sich treffenderweise selbst. Apps sind für Maas allerdings von gestern. Kontext heißt das neue Zauberwort. Heißt, man sieht auf seinem Handydisplay nur noch das, mit dem ich mich wirklich beschäftige und bekomme im Badezimmer andere News als wenn ich auf einen Freund warte. Nutzer verstehen für Fortgeschrittene also.
Mit Nutzern kommunizieren kann man dabei auf vielfältige Art und Weise in der digitalen Welt. Mittels Podcasts, wie Vincent Kittmann (Rockstars OMR) veranschaulichte und an die Werber appellierte, mutiger für dieses Instrument zu sein. Oder mit einer Virtual Reality Brille, die Besucher am Messestand beispielsweise durch ein Windrad führt. Towa-Geschäftsführer Marko Tovilo zeigte, wie es geht.
Philipp Martin hat mit Reachbird eine Software für Influencer Marketing entwickelt. „Menschen vertrauen anderen Menschen, wenn es um Empfehlungen geht.“ Praktisch, dass mit Sandra Thier, DATV, inspiredbyDzeni, Celina Blogsta und Simon Mathis gleich fünf bekannte Influencer anschließend auf der Bühne standen, um aus der Praxis zu berichten.
Daniel Frick hat mit urlaubsguru.at einen kleinen Blog zur größten Travel-Community in der DACH-Region entwickelt und Julian Egle und Alexander Thurnher (Limomacher) zeigten, wie man mit der Reihenfolge „Tun, Messen, Lernen“ ein höchst erfolgreiches Businessmodell lanciert.
Etwas Zukunftsmusik kam dann doch noch auf, und zwar in Form zweier Visionen. Martin Hundertpfund, Marketingleiter der Wirtschaftskammer, will Vorarlberg im Jahr 2025 von der Qualität digitaler Perspektiven gleichauf mit Berlin sehen. Und Magdalena Meusburger und Thomas Metzler (startupstube) wollen das erste Einhorn Vorarlbergs sehen. So werden Start-ups mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde Dollar genannt.
Es ist wichtig, mit Nutzern zu sprechen und daraus zu lernen.
Christian Hanke, Partner & Creative Director Edenspiekermann
Apps sind von gestern – Kontext ist die Währung der Zukunft.
Marco Maas, OpenDataCity
Innovation ist die Aufgabe des ganzen Teams und ein Prozess, den man lernen und lehren kann.
Kerstin Saathoff, google
