1000 Betten und eine Absage

In Schruns rüstet derzeit die Wirtschaft auf. Absage an Montafonerbahn-Verlängerung.
Schruns. Wenn’s läuft, dann läuft’s. Das ist derzeit gerade in der Montafoner Gemeinde Schruns der Fall. Nachdem die letzten Jahre wirtschaftlich und politisch, um es vorsichtig auszudrücken, nicht immer einfach waren, geht derzeit die Saat auf, die noch der vormalige Bürgermeister Karl Hueber gesät hat. Er setzte einen Gemeindeentwicklungsprozess in Gang, der bitter nötig war: Schruns und das Montafon kämpften über Jahre mit einem Rückgang der Gästebetten – und die, die es noch gab, wurden oft zu billig verschleudert. Das Abenteuer Hochjoch kostete Schruns Millionen Euro und sorgte für Konflikte nicht nur mit dem jetzigen Betreiber Silvretta Montafon, sondern auch bei den Bürgern. Und Pleiten wie jene des Silvretta Center trugen ebenfalls nicht zu einer guten Stimmung bei.
Aufbruch in Hotellerie
Als Fanal der Depression grüßte lange Zeit das ehedem berühmte Kurhotel, das vor sich hin moderte, bis es nicht mehr zu retten war. Heute ist der Platz ein Zeichen für das Erwachen aus dem „Dornröschenschlaf“, wie der Schrunser Bürgermeister Jürgen Kuster es formuliert. Die Allgäuer Alpstein Architektur wird im nächsten Frühjahr auf dem Grundstück mit dem Bau eines Hotels an den Start gehen, das an alte Zeiten anknüpfen will. Neben der Hochjochbahn entsteht gerade die neue Zentrale der Silvretta Montafon, die sich als umfassender Dienstleister in Sachen Tourismus sieht und nicht nur eine Verwaltung baut, sondern fast einen eigenen Ortsteil mit Hotel, Geschäften und Gastronomie.
Gleich daneben erweitert das erste Haus am Platz, der Löwen. Nach der Volksabstimmung über das Schicksal des „Haus des Gastes“ ist der Weg frei für den Bau eines neuen Seminarzentrums und neuer Zimmer. Gleichzeitig wird die Infrastruktur upgedatet. Eines der traditionsreichsten Häuser von Schruns, das Posthotel Taube, in dem schon Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway mit den Honoratioren einen Jass geklopft hat, steht nicht hintan. Der Schweizer Milliardär und SVP-Politiker Walter Frey (Fa. Emil Frey, einer der größten Autohändler Europas), der schon seit über 30 Jahren Jagdpächter im Montafon ist, wird das Haus übernehmen und auf den neuesten Stand bringen. Dazu kommt noch das TUI Blue, ein Budget-Hotel, das junge Gäste ins Tal locken soll. Der Hotelboom ist notwendig: Denn seit den 1970er-Jahren ist die Zahl der Nächtigungen um die Hälfte gesunken, u. a. weil die damals dominierenden Privatzimmer weggebrochen sind. Auch das Reha-Zentrum soll eine Erweiterung überlegen.
Mehr Platz für Gewerbe
Rund 1000 neue Betten stehen also in absehbarer Zeit bereit, aber auch das Gewerbegebiet, das gemeinsam mit Tschagguns entwickelt wurde, bietet mehr Platz für Betriebe. „Wir stehen kurz vor der Unterschrift für ein weiteres, 2500 Quadratmeter großes Gebiet“, so Kuster, dem es obliegt, den 2015 abgesegneten Masterplan, der zusammen mit dem Dornbirner Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung (ISK) erarbeitet wurde, in die Tat umzusetzen: „Wir arbeiten die Felder ab“, erklärt Kuster die Vorgangsweise. Und: Die Bevölkerung werde aktiv eingebunden. Regelmäßig werden unter dem Titel „Reda und Losna“ auf der Kulturbühne Veranstaltungen durchgeführt, die sehr gut besucht werden und bei denen alle Vorhaben besprochen werden.
Wichtig sei eine umfassende Entwicklung, betont ISK-Chef Gerald Mathis. Die Menschen müssen im Ort Arbeit und Wohnung finden – sie müssen mit der Entwicklung d’accord gehen. Deshalb ist auch der Wohnbau ein Thema. Derzeit bauen private Bauträger ebenso wie die Vogewosi neue Wohnanlagen. Im Moment scheint der Masterplan aufzugehen. „Wir haben eine richtige Aufbruchstimmung im Ort“, so Kuster.


