Wie es bei Wolford weitergeht

Markt / 14.07.2017 • 22:24 Uhr
Wolfords neuer Vorstandsvorsitzender Axel Dreher: „Voraussetzungen für die Zukunft von Wolford deutlich verbessert.“ Foto: VN/Paulitsch
Wolfords neuer Vorstandsvorsitzender Axel Dreher: „Voraussetzungen für die Zukunft von Wolford deutlich verbessert.“ Foto: VN/Paulitsch

Investition in Produktion und Shops, Straffung in der Verwaltung, Fremdaufträge.

Bregenz. Seit Anfang Juni ging es bei Wolford Schlag auf Schlag: Am 9. Juni wurde bekannt gegeben, dass die Hauptaktionärsgruppe aussteigen will, am 3. Juli wurde die Präsentation der Geschäftszahlen 2016/17 um sechs Wochen verschoben, zwei Tage später, am 5. Juli, berichtete Wolford über den Wechsel im Vorstand und am 11. Juli erreichte die Öffentlichkeit die Meldung, dass die Banken die Kreditlinien verlängern, die Finanzierung ist bis Juni 2018 gesichert. Auch wenn das Unternehmen wegen strenger Informationsregeln für AGs nur dürftig kommuniziert, so zeigt sich der neue CEO Axel Dreher zuversichtlich: „Auch wenn die derzeitigen Rahmenbedingungen von außen als schwierig angesehen werden, bin ich davon überzeugt, dass die aktuellen Entwicklungen die Voraussetzungen für eine positive Zukunft von Wolford deutlich verbessern.“ Wichtige Fakten:

 

Der neue Vorstand. Der seit 16 Jahren in Österreich lebende Deutsche Axel Dreher (52) ist seit März 2013 im Vorstand der Wolford AG. Als COO/CFO war er bisher für Produktion & Technik, Creative Direction, Produktentwicklung, Supply Chain, Finanzen, Interne Revision, Investor Relations, Recht und Personal zuständig. Der in den USA ausgebildete Betriebswirtschaftler war nach einigen globalen Managementstationen von 2005 bis 2013 Vorstand der Triumph International AG. In Industriekreisen wird die Bestellung positiv beurteilt: „Ein redlicher Arbeiter. Nicht unbedingt glamourös, aber sehr zielorientiert“, beschreibt ihn ein Vorarlberger Manager.“ Brigitte Kurz wird die Agenden des Finanzvorstandes übernehmen, sie leitete bisher die Finanzabteilung des Unternehmens und war davor bei DMG Mori Europe, Carcoustics International, edel musica und Schelling Anlagenbau tätig.

Investitionen, Finanzen. Seit 2015 läuft es bei Wolford nicht rund. Wenn Gewinne realisiert wurden, dann aus Verkäufen von Liegenschaften oder Währungseffekten. Die letzten Zahlen für die letzten drei Quartale des Geschäftsjahres weisen einen Verlust von 5,7 Mill. Euro aus. Der Umsatz sank um 7,5 Prozent auf 119 Mill. Euro. Dass die Banken die Finanzierung bis zum Ende des Geschäftsjahres sichergestellt haben, sei, so Finanzanalysten, ein gutes Signal, das bei der Suche nach neuen Investoren hilfreich sei. Die müssen allerdings ordentlich Geld locker machen. Zum letzten Mal frisches Geld gab es 1995, „nach dem Börsengang wurden Millionen an Dividenden bezahlt“, ist in der Zentrale des Textilers zu erfahren. Das neue Geld soll im Retailbereich genauso wie in der Produktion eingesetzt werden. Der Flagshipstore in New York wurde seit der Eröffnung 1998 nie mehr upgedatet.

 

Interessenten. Die Hauptaktionärsgruppe der Wolford AG, die aus der WMP Familien-Privatstiftung, der Sesam Privatstiftung und deren Tochter M. Erthal & Co. BeteiligungsgmbH. besteht und 48,05 Prozent hält, will diese  abstoßen, weil die Beteiligung nicht mehr ins Portfolio passe. Ein weiterer Großaktionär, Internet-Milllionär Ralph Bartel (28,2 Prozent), stehe weiter hinter dem Unternehmen und unterstütze die Geschäftsstrategie. Ante portas stehen offenbar mehrere Investoren. „Das Interesse ist enorm“, ist im Umfeld des Unternehmens zu hören. In Branchenkreisen wird vermutet, dass ein Luxuskonzern einsteigen könnte. Die Synergien mit anderen Marken bezüglich Shops und Vermarktung könnten von Vorteil sein, welche Wolford als Solospieler nicht hat. Die meisten Mitbewerber sind Teil großer Firmengruppen mit Fokus auf Mode.

 

Strategie. Wolford wird weiter in die eigenen Shops investieren – der Umbau des Geschäfts in Berlin gebe Anlass zu Optimismus, denn dort seien die Umsätze danach um gut 20 Prozent gestiegen. Auch der Online-Shop sei gut angelaufen. Gestrafft werden soll die Administration, die „zu schwerfällig ist“. Logistik und Verkauf werden mit einer ganzen Reihe von Algorythmen beobachtet, die über den Warenfluss informieren und dafür sorgen, dass kein großes Warenlager entsteht. Dies auch deshalb, weil die Sommerkollektion 2016 wie Blei in den Regalen lag. „Da haben wir den Wunsch der Kundinnen nicht getroffen“, bekennt ein Insider. Insgesamt soll die Kollektion gestrafft werden. Auch die Zusammenarbeit mit Handelspartnern wird wieder intensiviert, darauf habe man in den letzten Jahren zu wenig Augenmerk gelegt. Im gleichen Zuge sind die Überlegungen zu sehen, auch für andere Abnehmer zu produzieren. Die Kapazitäten wären vorhanden. Eine zweite, günstigere Linie ist nicht angedacht. Sie könnte der Marke, die zu den 100 Top-Luxusmarken weltweit zählt, schaden.

 

Mitarbeiter. An einen Abbau sei nicht gedacht, Wolford suche Mitarbeiter und Lehrlinge. Innovation und Qualität seien die DNA des Strumpfherstellers. Es ist nicht davon auszugehen, dass Abteilungen oder ganze Bereiche geschlossen werden sollen. Anzeichen dafür gibt es auch bei der Gewerkschaft derzeit keine. Bislang erfülle das Unternehmen alle Verpflichtungen, bestätigt Gewerkschafter Bernhard Heinzle.